Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 332 Bodenburg, Schlosspark 1616

Beschreibung

Grabplatte für Friedrich von Steinberg (Linie Bodenburg-Brüggen). Stein. Die hochrechteckige Platte wurde im Jahr 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und danach in den Schlosspark gebracht.1) Im vertieften Innenfeld ist der Verstorbene in Rüstung mit Schärpe und Schwert in einer mit einem Kleeblattbogen abgeschlossenen Nische dargestellt. Der Helm zu seinen Füßen. In den Bogenzwickeln oben auf beiden Seiten jeweils drei Vollwappen. Der Rest der Ahnenprobe rechts und links neben der Darstellung des Verstorbenen auf den seitlichen Schrägen der Nische, die Wappen der Schwertseite gewendet. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift A läuft an vier Seiten um die Platte herum; die das Todesdatum ergänzende Inschrift B ist auf einem Stein im Bogenscheitel eingehauen. Die Wappen sind mit den eingehauenen Beischriften C bezeichnet, die von den Wappen unterbrochen werden. Die Platte ist im unteren Bereich an der Oberfläche beschädigt. Die kreisförmigen Worttrenner in Inschrift A sind in schwacher Kontur gehauen und teilweise unkenntlich.

Maße: H.: 226 cm; B.: 109 cm; Bu.: 4,2 cm (A), 2,1 cm (B), 2 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Versalien (A), schrägliegende Kapitalis (B), Kapitalis (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    A(nn)o Chris(ti) 1616 den 27 MATJa) / ist · der · Edle · gestrenger vester vnd Manhafter Friederich · v(on) Steinberg Jacob[s]b) sohn / [seines alters] 26 Jahr 11. mo(nate) 2. thag 12 / stunde(n) seliglich entschlaffen vnd alhir chrislichc) begraben worden G(OTT) V(ERLEIHE) J(HM) E(INE) F(ROLICHE) A(VFFERSTEHVNG)

  2. B

    FRV. ZV / 1: VHR

  3. C
    V(ON) STEIN(BERG)  V(ON) WIRS(BERG) 
    V(ON) D(ER) ASSE(BVRG)  D(E) REBO(CK) 
    V(ON) HANST(EIN)  V(ON) ZERS(EN) 
    VESTFA(LEN)  (VON NE)TTEd) 
    V(ON) VELDEM  D(E) BOCKEL 
    V(ON) STOC[K](HEIM)  V(ON) HEINEN 
    V(ON) BODEN(HAVSEN)  D(E) RVSCHE/(PLAT) 
    V(ON) PAPEN(HEIM)  STE[INBERG] 
Wappen:
Steinberg* Wrisberg*
Asseburg* Rehbock*
Hanstein* Zersen*
Westphalen* Nette2)
Veltheim I* Bockel3)
Stöckheim* Hevensen4)
Bodenhausen* Rauschenplatt*
Papenheim* Steinberg*

Kommentar

Die Inschrift A ist in einer erhabenen Fraktur mit schmuckvollen Versalien ausgeführt, die Schwellschäfte sind allerdings nur schwach ausgeprägt. Der Bogen von Schaft-s und f endet in einem Quadrangel; die 2 in spitzer Form, der Schrägschaft der 7 ist mit einem Häkchen nach links unter die Zeile geführt. Die leicht schrägliegende Kapitalis der Inschrift B ist durch oben spitzes zweistöckiges Z und V mit nach links durchgebogenem, leicht verlängertem rechten Schrägschaft charakterisiert. Friedrich von Steinberg war der Sohn der Eheleute Jakob von Steinberg (Nr. 237) und Metta von Wrisber (Nr. 370). Sein Bruder Schwan (Nr. 242) starb im Jahr 1590. Die für Friedrich von Steinberg gehaltene Leichenpredigt nennt abweichend von der Inschrift 1615 als sein Todesjahr,5) der Todestag stimmt überein. Geboren wurde Friedrich von Steinberg am 21. April 1588. Nach Schulbesuch in Hannover immatrikulierte er sich 1603 in Wittenberg und 1605 in Helmstedt.6) In den Jahren zwischen 1606 und 1611 hat er umfangreiche Reisen nach Ungarn, Frankreich, England, Dänemark und in die Niederlande unternommen, u. a. besuchte er die Lager der Spanier und der Generalstaaten in Jülich. 1615 stürzte er in Söder „etwas bezecht“ vom Pferd, starb in Folge des Sturzes und wurde in Bodenburg begraben.7)

Textkritischer Apparat

  1. MATJ] Statt MARTII.
  2. Jacob[s]] Schaft-s am Schluss, mit einem Mittelbalken, sodass der Eindruck eines f entsteht (so auch in der zeichnerischen Wiedergabe in Kdm. Kreis Gandersheim). Der Befund ist durch die oberflächliche Beschädigung der Platte in diesem Bereich undeutlich.
  3. chrislich] Statt christlich.
  4. (VON NE)TTE] An dieser Stelle ragt der Ellenbogen der Figur in die Inschriftenleiste hinein. Die Bestimmung des Wappenführers beruht auf Nr. 370 (Grabplatte der Mutter des Verstorbenen, Metta von Wrisberg).

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32.
  2. Wappen Nette (Flug, Helmzier: Schildfigur).
  3. Wappen Bockel (Haken, Helmzier: wahrscheinlich zweimal die Schildfigur).
  4. Die auf der Platte angebrachte Wappenbeischrift HEINEN ist wahrscheinlich aus HEVENSEN verschrieben. Wappen Hevensen (Vogel auf einem vierstufig abgetreppten Sockel, Helmzier: Vogel); s. a. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 495 Epitaph für den 1590 verstorbenen Domkanoniker Ernst von Wrisberg.
  5. Sämtliche biografischen Angaben nach Roth, Leichenpredigten, Bd. 1, R 392. Behrens, Herren von Steinberg, S. 29, N. 67 scheint die Angaben der Leichenpredigt in verkürzter Form wiederzugeben und überliefert ebenfalls 1615 als Todesdatum.
  6. Die Matrikel Helmstedt verzeichnet Friedrich, Burchard und Ernst von Steinberg im Jahr 1598 (Bd. 1, S. 138, Nr. 41–43); Matrikel Wittenberg, Jüngere Reihe Teil 1, S. 8: Mai 1603, Nr. 21.
  7. Vgl. Roth (wie Anm. 5).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 34 u. S. 31 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 332 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0033206.