Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 319 Klein Himstedt, ev. Kirche 1612

Beschreibung

Taufe. Stein. Auf einem quadratischen, mit vier Engelsköpfen geschmückten Sockel ein achtfeldriges gebauchtes Becken. Inschrift A ist am Sockel unter einem der Engelsköpfe angebracht, Inschrift B verläuft über zwei Felder des Beckens, die Bibelstelle oberhalb des Textes unter dem Gesims; Inschrift C in den restlichen sechs Feldern. Alle Inschriften sind erhaben in vertiefter, mit dunkler Farbe grundierter Zeile ausgehauen. Als Trennzeichen stehen Doppelpunkte, einzelne Buchstaben sind aus Platzgründen konturiert in den Rand eingehauen.

Maße: H.: 99 cm; Dm.: 66 cm; Bu.: 4 cm (A), 2–3,5 cm (B), 3,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, Bibelstelle in B, C), Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    ANNO · 1612

  2. B

    MATT: 28 · v · 19 / Gehet hin Vndt Lehret / alle Volcker Vndt Tau=/ffeta) sie im Nahmen / des Vatters vndt des / Sohns vnd des Heili/gen geistes1)

  3. C

    H(ERR) · MELCHIOR / MVLLER / PASTOR // HENNI · NOHRTSEHLN // ALTERMAN ·/ Mb) · FRANTZ / NEDDER/MEIER // HANS / DAMMANS // CORDT GRONST/IDTc) // VNDT · ILSA / BRAWERS / FVNDATO/RES

Übersetzung:

Herr Melchior Müller, Pastor. Henni Nordsehln, Ältermann. Meister Franz

Neddermeier, Hans Dammans, Cordt Gronstidt und Ilsa Brawers, Stifter.

(C)

Kommentar

Die Schriftcharakteristika sprechen dafür, dass auch diese Taufe, obwohl ohne Signatur, aus der Werkstatt des Steinmetzen MB stammt, der die Taufen in Adensen (Nr. 296), Möllensen (Nr. 299), Sibbesse (Nr. 300) und Eberholzen (Nr. 315) angefertigt hat. Die Kapitalis dieser Inschrift weist – wie die Taufe in Eberholzen – G mit eingestellter Cauda auf; das Z in FRANTZ ist in derselben charakteristischen Form ausgeführt wie das Minuskel-z in den Fraktur-Inschriften der übrigen MB-Taufen. H mit nach unten ausgebuchtetem Balken, M mit eingezogenem Mittelteil. Die Fraktur entspricht in ihren Charakteristika den Inschriften auf den signierten Taufen. Näheres dazu s. im Kommentar zu Nr. 300. Melchior Müller amtierte von 1615 bis 1663 als Pastor in Himstedt. Er wurde 1578 als Sohn des Gastwirts in Garbolzum geboren, immatrikulierte sich 1594 an der Universität Helmstedt2) und wurde zunächst Lehrer in Garmissen. Seit 1608 amtierte er als pastor adjunctus in Himstedt, später bis 1638 in Nettlingen, und von 1640 bis 1644 versah er das Pfarramt in Bettrum. Als Emeritus starb er am 22. August 1666 in Westerlinde (Lkr. Wolfenbüttel).3)

Textkritischer Apparat

  1. Über u ein waagerechter Strich.
  2. M] Wahrscheinlich M(EISTER).
  3. GRONST/IDT] Erstes T größer als die übrigen Buchstaben.

Anmerkungen

  1. Mt. 28,19.
  2. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 114, Nr. 149 mit dem Zusatz Hildesiensis Steinbruggensis.
  3. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 87 (Bettrum); Bd. 2, S. 366 (Himstedt), S. 177 (Nettlingen).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Marienburg, S. 99 (A).
  2. Mathies, Taufbecken, S. 135 (C).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 319 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0031900.