Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 296 Adensen, ev. Kirche St. Dionysius 1607
Beschreibung
Taufe. Stein, mit grauer Farbe gestrichen. Am unteren Teil des runden Schafts ein Löwenkopf sowie männliche und weibliche Maskenköpfe, dazwischen die eingehauene und weiß ausgefüllte Inschrift A, die nicht farbig hervorgehobenen Initialen flankieren den Löwenkopf. An der Beckenwandung auf sechs der acht Seitenflächen in von Renaissanceornamenten umgebenen Tafeln die Inschriften B2–G2, im Gesimsfries darüber jeweils die zugehörige Angabe der Bibelstelle (B1–G1). In den verbleibenden zwei Feldern zwei Vollwappen mit den Beischriften H und I. Die Inschriften B–I sind erhaben in vertieftem Feld ausgehauen und weiß gefasst. Die u sind durch diakritische Zeichen markiert.
Maße: H.: 99 cm; Dm.: 72 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 1,8 cm (B1–G1, H und I), 2,1 cm (B2–G2).
Schriftart(en): Kapitalis (A, G1), Fraktur (alle anderen Inschriften).
- A
M Ba) 16 07
- B1
Matthei 28
- B2
Teuffet Jm Namen / Dess Vaters vnd des Sohns vnd des Heilg(en)b)1)
- C1
Marci 16
- C2
Wer da Gleubet / vnd Getaufft wird / der witc) sehelig werden2)
- D1
Marci 10
- D2
Lasset die Kindlein / Zu mir kommen vnd Wehret Ihnen Nicht3)
- E1
Johannis 3
- E2
Ess sei Dann Des / Jemand Geboren / Werde Aus dem wasser / vnnd Geist4)
- F1
Galat 3
- F2
Wie Viell Euwer / Getaufft · Sind die / Haben Christum / Angezogen5)
- G1
AD TIT: 3
- G2
Jhesus machet vns / Salich durch Das / Badt der Wieder/Geburt6)
- H
Pauwel Vos Hogreue zu Adens(en)
- I
Margrete Brandes · S(eine) · E(heliche) · H(aus)f(rau)
Voss7), Brandes8) |
Textkritischer Apparat
- Die Initialen bezeichnen den nicht näher bekannten Steinmetzen.
- Zu ergänzen ist ‚Geistes‘.
- wit] Statt wirt.
Anmerkungen
- Mt. 28,19.
- Mk. 16,16.
- Mk. 10,14.
- Jh. 3,5.
- Gal. 3,27.
- Tit. 3,5.
- Wappen Voss (springender Fuchs mit Ring im Maul, darüber Löwenkopf, darunter zwei gekreuzte Wolfsangeln, Helmzier: Löwenkopf).
- Wappen Brandes (Herz zwischen voneinander abgewendeten gekrümmten Ästen, die an den Enden mit Flammen besetzt sind, Helmzier: Schildfigur).
- Vgl. Gercke, Adensen und Hallerburg, S. 26. Das Amt des Gogrefen gehörte zu den lokalen Ämtern unterhalb des Amtmanns, vgl. auch Nr. 343.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Calenberg, S. 6.
- Kreipe, Adensen-Hallerburg, S. 122.
- Kdm. Kreis Springe, S. 3 (ohne B2–G2).
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 296 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0029604.
Kommentar
Der in Inschrift A genannte Meister MB hat im selben Jahr auch die Taufen in Möllensen (Nr. 299, signiert) und in Sibbesse (Nr. 300, nicht signiert) angefertigt sowie zwei weitere im Jahr 1611 für die Kirche in Eberholzen (Nr. 315, signiert) und 1612 für die Kirche in Klein Himstedt (Nr. 319, nicht signiert). Zur Fraktur dieser Werkstatt s. den Kommentar zu Nr. 300.
Die Texte der Inschriften B2, C2 und F2 sind auch auf der Sibbesser Taufe angebracht, das Bibelzitat aus Mt. 28 findet sich ausführlicher auf der Taufe in Klein Himstedt (Nr. 319). Ansonsten ergeben sich keine textlichen Übereinstimmungen; die Taufe in Möllensen trägt keine Bibelzitate und die in Eberholzen ist in lateinischer Sprache beschriftet.
Paul Voss amtierte von 1589 bis 1615 als Gogrefe in Adensen.9)