Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 287 Einum, Mauer am Friesentor / Thie 1603

Beschreibung

Steintafel in der Mauer des Bank-Hobergschen Hofes, querrechteckig. In der linken Hälfte des Steins Inschrift A und ein Vollwappen, in der Mitte die Jahreszahl B in zwei Zeilen. In der rechten Hälfte ein leeres Vollwappen und Platz für eine nicht ausgeführte Inschrift. Die Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgehauen, heute stark verwittert.

Maße: H.: 45 cm; B.: 149 cm; Bu.: 2,8 cm, 4,5 cm (Ziffern).

Schriftart(en): Fraktur.

  1. A

    Claus Friese / Ritmeister

  2. B

    1 · 6/0 3

Wappen:
Friese1)

Kommentar

Die Hildesheimer Ratsfamilie Friese hatte seit dem 14. Jahrhundert vom Hildesheimer Domkapitel in Einum umfangreiche Besitzungen als Lehen erhalten. Bis zum Tod des in der Inschrift genannten Claus Friese, mit dem die Familie erlosch, behielt die Familie dieses Lehen, auch wenn es zwischenzeitlich mehrfach verpfändet wurde. Trotz umfangreichen Besitzes der Familie in Einum gab es dort einem Erbteilungsvertrag von 1592 zufolge keinen Adelssitz.2) Die Inschrift legt nahe, dass Claus Friese im Jahr 1603 einen solchen Adelssitz in Einum bauen wollte. Die unfertige Ausführung des zweiten Wappens und der Beischrift lassen allerdings Zweifel aufkommen, ob das Bauvorhaben tatsächlich abgeschlossen werden konnte.3) Zahlreiche Schriftstücke Frieses wurden in Einum ausgestellt, was darauf hindeutet, dass er zumindest zeitweise dort gewohnt hat.4)

Claus Friese hatte den Titel eines „Nürembergischen Rittmeisters“ und eines „Obristleutnants des niedersächsischen Kreises“ und vertrat auf dem Hildesheimer Landtag 1603 die Hildesheimische Ritterschaft.5) Er starb 1610 in Frankreich, und sein Lehen fiel an das Domkapitel zurück.6)

Anmerkungen

  1. Wappen Friese (nach links gebogener Ast mit drei Blüten und vier Blättern).
  2. Ausführlich dazu Hartmann, Einum, S. 25–29. Die Familie Friese hatte auch Besitz in Dötzum und Pfandbesitz in Sarstedt, vgl. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 85 u. S. 289.
  3. Hartmann, Einum, S. 93.
  4. Vgl. StaHi, Bestand 100–56 Frese’sche Papiere.
  5. Hartmann, Einum, S. 69; Joachim Brandis’ Diarium, S. 518,11.
  6. Vgl. Kdm. Kreis Marienburg, S. 45; Hartmann, Einum, S. 70 u. S. 93.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 287 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0028706.