Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 270 Alfeld, ev. Kirche St. Nicolai 1599?

Beschreibung

Epitaph, wahrscheinlich für eine Angehörige der Familie Schumacher.1) Stein. Die Oberfläche des an der Ostseite der Kirche angebrachten Epitaphs war bereits zur Zeit der Kunstdenkmäleraufnahme (1929) vor allem im unteren Bereich so stark verwittert, dass schon damals die Inschriften nicht mehr lesbar waren. Graff (1928) überliefert ebenfalls nur noch Textbruchstücke.2)

Über einer Sockelzone mit Unterhang ein von Säulen gerahmtes Mittelfeld mit Architrav, dem über einem Gesims eine querrechteckige Schrifttafel aufliegt. Das Mittelfeld zeigt eine Darstellung Christi am Kreuz mit Titulus A, erhaben in vertiefter Zeile. Zu Füßen des Kreuzes Totenkopf und Knochen. Unter dem Kreuz kniet rechts die Verstorbene mit einem Wickelkind und drei Töchtern, von denen eine ein Kreuz hält. Links ihr Ehemann und vier Söhne, von denen ebenfalls einer ein Kreuz hält. In der Sockelzone im vertieften Feld die im Bereich der Zeilenanfänge verwitterte Inschrift B, flankiert von zwei Wappen in Medaillons. Im Unterhang eine Kartusche mit der Inschrift C, ebenfalls zum größten Teil verwittert. Auf dem Architrav in zwei Zeilen die Inschrift D. Die darüberliegende Schrifttafel zeigt Inschrift E flankiert von zwei Rosetten. Am unteren Ende des Kreuzes ein Meisterzeichen (M 17). Soweit nicht anders vermerkt, sind die Inschriften erhaben ausgehauen.

Inschriften B und C ergänzt nach Graff.

Maße: H.: 200 cm; B.: 105 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 2,1 cm (B), 2 cm (C, D), 2,2 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C, D, E), schrägliegende Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/3]

  1. A

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)3)

  2. B

    [ANNO JESV CHRISTI] · 1598 DEN 8. AVGVS=/[TI IST - - -]V V(N)D TVGENTSAME ANGE=/[LA MAIHERSa)] [ – – – ] [SCH]VMACHERS CAM(ERARIVS) ALF(ELDENSIS): EHE(LICHE) / [HAVSFRAV] [- - - G]ESTORBEN HAT IM EHESTAND / [ – – – ]SE[. .]RVTEN GEZEVGET. V · / SONE [3 TOCHTER] [ – – – ]AM IOHANEM DORO/[THEAM] MA[ – – – ] [GE]M IV[S]TVM M[A]SCVLVM IN / [FARTVS DA. E]TVM ET [C]H[R]ISTOPHO=/[RVM] [ZORGE . . MARI]TV[S]b) SVPERSTES / [SIDET R . . ES HOC H L. H. ] / AN[NO 1599]

  3. C

    [LIEBLICH] VND SCHON / [SEIN IST] NICHTS [EI]N WEIB / D[AS · DEN HE]RRN FVRCHTET / [SOL]L [M]AN] LOBEN4) [. . .]OMO. / [ – – – ] CAP:c)

  4. D

    DER HERR IST MEINE STERCKE · VND · MEIN PSALM VND IST MEIN HEIL. P 118.5) / GLEVBET IHR AN GOTT SO GLEVBET IR AVCH AN MICH. IOHAN. 146)

  5. E

    IOHANNIS AM 11. CAP / ICH BIN DIE AVFERSTHEHVNG VND DAS LE=/BEN WER AN MICH GLAVBET OB ER AVCH GE=/STORBEN WERE SOLL ER LEBEN7)

Wappen:
?8), ?9)

Kommentar

Graff schreibt das Epitaph ohne Angaben von Quellen der Ehefrau des 1593 amtierenden Bürgermeisters Jost Schumacher zu. Der Titel CAM(ERARIVS) in Inschrift A spricht allerdings eher dafür, dass die in Inschrift A genannte Verstorbene mit einem Kämmerer verheiratet war. Dem Begräbnisregister zufolge lautete der Name des Ehemanns einer am 8. August Begrabenen Hans Schumacher und nicht Jost.10) Die älteste Tochter Hans Schumachers wurde am 24. August desselben Jahres begraben.11) In dem in Inschrift B genannten Jahr 1598 grassierte in Alfeld die Pest.12)

Die überlieferten Bruchstücke der Inschrift B lassen folgendes Textverständnis zu: Im Jahr 1598 am 8. August ist Angela Maiers oder Peinen, Ehefrau des Alfelder Kämmerers Schumacher, gestorben. Aus der Ehe gingen fünf Söhne und drei Töchter hervor. Deren Namen folgten dann im Original, sind aber heute weitgehend verloren. Zu rekonstruieren sind „Johannes“ und „Dorothea“. Es folgt dann in lateinischer Sprache der Stiftungsvermerk wahrscheinlich des überlebenden Ehemannes ([MARI]TV[S] SVPERSTES) aus dem Jahr 1599.

Textkritischer Apparat

  1. MAIHERS] MAIHERS (oder PEINEN[?]) Graff.
  2. MARI]TV[S]] PARITVS Graff.
  3. [. . .]OMO. / [ – – – ] CAP:] Zu ergänzen ist die Angabe der Bibelstelle: SALOMO LXXI CAP.

Anmerkungen

  1. Das Epitaph ist identisch mit dem in Kdm. Kreis Alfeld I, S. 53 beschriebenen „Grabstein“, dessen Inschrift nicht wiedergegeben ist.
  2. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 613f.
  3. Io. 19,19.
  4. Spr. 31,30.
  5. Ps. 118,14.
  6. Jh. 14,1. Der Wortlaut der Inschrift entspricht der Bibelübersetzung von 1545.
  7. Nach Jh. 11,25: wer an mich gleubet der wird leben ob er gleich stürbe vnd wer da lebet und gleubet an mich, der wird nimer mehr sterben.
  8. Wappen ? (Hausmarke H 3).
  9. Wappen ? (Wappenbild weitgehend unkenntlich, erkennbar drei nach oben ragende Spitzen).
  10. Pfarrarchiv Alfeld, St. Nicolai, Tauf- und Begräbnisbuch der Nikolaikirche zu Alfeld 1571–1625, fol. 160r. Die am 8. August Verstorbene wurde am folgenden Tag begraben.
  11. Ebd., fol. 161r.
  12. Vgl. Heinze, Geschichte Stadt Alfeld, S. 346.

Nachweise

  1. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 613f.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 270 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0027001.