Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 256 Wülfingen, ev. Kirche St. Marien 1596

Beschreibung

Epitaph für Jobst Brun Bock von Wülfingen. Stein, weiß gekalkt. Das Epitaph ist an der Nordwand der Kirche angebracht. Im hochrechteckigen Mittelfeld vor einem mit Beschlagwerk verzierten flacherhabenen Rundbogen knien der Verstorbene in Rüstung mit zwei Söhnen und seine Ehefrau mit einer Tochter unter dem Kreuz vor einer Landschaftssilhouette. Am Kreuz der eingehauene Titulus A. Im Fries über dem Mittelfeld zweimal zwei Vollwappen, die sich in je sechs weiteren Vollwappen auf den mit Rollwerk, Masken und Löwenköpfen verzierten Seitenteilen fortsetzen. Die Bekrönung des Epitaphs bildet ein Aufsatz mit der Darstellung des Heiligen Geists in Gestalt einer Taube. Die erhaben ausgeführte Inschrift B befindet sich auf dem mit einer Maske verzierten Unterhang.

Maße: H.: 227 cm; B.: 167 cm; Bu.: 1 cm (A), 1,5–2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)1)

  2. B

    ZV EREN · VND GEDECHNISE · HAT DIE ERBARE VND / VIHELDOCHENTSAME · CATERINA VON ILDEN IREM / SELIGEN IVNKREN · IOST BRVN BOK VON / WILVIG DIS EPIDAFIGVM NACH/SETZEN · LASEN · / 1596

Wappen:
Bock von Wülfingen*Ilten*
Bock von Northolz*Mandelsloh*
von der Decken*2)Kanne*
Ilten*Rauschenplatt*
Bevern*Oeynhausen*
Rauschenplatt*Jeinsen*
Sürsen*Frenke?4)
?3)?5)

Kommentar

Die Inschrift ist in einer eher unspezifischen Kapitalis mit schwacher Sporenbildung ausgeführt, festzuhalten sind regelmäßig gesetzte I-Punkte. Die von Wilhelms vorgenommene Zuordnung des Epitaphs zur hannoverschen Bildhauerschule des Arnd Siemerding lässt sich anhand der Buchstabenformen nicht bestätigen. Siemerding selbst starb 1565 und kommt als Meister des Epitaphs daher schon aus zeitlichen Gründen nicht mehr in Frage.6)

Jobst Brun Bock von Wülfingen wurde um 1566 geboren,7) starb am 6. Oktober 1593 und wurde in der Wülfinger Kirche begraben. Drei Jahre nach seinem Tod stiftete seine Witwe für ihn dieses Epitaph und ließ ihre Ahnenprobe auf der heraldisch linken Seite des Denkmals anbringen. Katharina von Ilten stammt aus der ehelichen Verbindung von Georg von Ilten und Anna Christine von Mandelsloh. Die Eltern Jobst Bruns waren Wulbrand Bock von Wülfingen (gest. 1583) und Meta Bock von Northolz (gest. 1595).

Anmerkungen

  1. Io. 19,19
  2. Helmzier unkenntlich.
  3. Wappen ? (gespalten, vorn halber Tannenzapfen am Spalt, hinten linkshalber Adler am Spalt, Helmzier: Säule begleitet von den Schildfiguren). Ernst Wilhelms, Aus der Geschichte des Dorfes Wülfingen. Wülfingen 1990, S. 56 ordnet das Wappen der Familie von Dinklar zu.
  4. Wappen Frenke (drei Kesselhaken balkenweise, Helmzier: einmal die Schildfigur), vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 56 u. Tafel 131 (Schildfigur abweichend): drei Kesselhaken 2:1, Helmzier übereinstimmend.
  5. Wappen ? (zwei abgewendete Hörner). Wilhelms (wie Anm. 3) ordnet das Wappen der Familie von Hake zu, die aber zwei senkrecht gestellte, auswärts gekehrte Haken als Wappenbild führt.
  6. Vgl. Wilhelms (wie Anm. 3), S. 56. – Zur Bildhauerwerkstatt des Arnd Siemerding vgl. DI 36 (Stadt Hannover), S. XXX und die Beispiele Nr. 109 u. 118 mit den Abb. 16 u. 18.
  7. Zum Folgenden vgl. Huck, Bock von Wülfingen, Bd. 2,2, S. 855 mit weiteren Ausführungen.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Calenberg, S. 183.
  2. Kdm. Kreis Springe, S. 221.
  3. Ernst Wilhelms, Aus der Geschichte des Dorfes Wülfingen. Wülfingen 1990, S. 55.
  4. Müller, Denkmale Elze, S. 39.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 256 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0025601.