Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 246 Bodenburg, Schlosspark 1594

Beschreibung

Grabplatte für Jobst von Steinberg (Linie Bodenburg). Stein. Die Platte wurde 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und später in den Schlosspark gebracht.1) Im wenig vertieften Innenfeld ist der Verstorbene vor einer Rundbogennische in Rüstung mit Halskrause dargestellt. Die rechte Hand ist in die Seite gestemmt, die Linke umfasst den Schwertknauf, der Helm zu seinen Füßen. In den Zwickeln der Rundbogennische zwei Vollwappen. Die insgesamt 16-teilige Ahnenprobe setzt sich an beiden Seiten neben der Nische fort. Inschrift A ist an den Seiten und im Bogen der Nische angebracht, sie beginnt links in der Nischenlaibung in Schulterhöhe der Figur, verläuft um den Bogen und setzt sich von oben nach unten an der rechten Seite der Nische fort. Der Schluss ist von unten nach oben auf der linken Seite der Nische ausgehauen. Dort, wo Teile der figürlichen Darstellung in das Schriftband hineinragen, ist die Inschrift in kleinerer Buchstabenhöhe weitergeführt worden. Die zu Inschrift A gehörende Bibelstelle B ist rechts und links neben dem Bogenscheitel der Nische angebracht. Inschrift C läuft an vier Seiten um den Stein herum. Inschrift D ist links und rechts neben dem Kopf des Verstorbenen eingehauen. Die ebenfalls eingehauenen Inschriften E bezeichnen die Wappen. Soweit nichts anderes angegeben, sind die Inschriften erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt. Die untere Schmalseite der Platte ist an der Oberfläche beschädigt, wodurch Teile der Inschrift C, vor allem aber der größere Teil der Ahnenprobe unkenntlich geworden sind.

Inschriften C und E ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 208 cm; B.: 112,5 cm; Bu.: 3,7 cm (A), 3,2 cm (B), 5 cm (C), 1,9 cm (D), 1,7 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    ICH WILL SCHAW(EN) IN DEIN ANDLITZ IN GERECHTIGKEIT ICH WIL SATT // WERDEN. WEN ICH ERWACHE NACH DEINEM BILDE2)

  2. B

    PSALM 17

  3. C

    ANNO DOMINI 1594 DINGSTAGE NAC / IOHANISa) BAPTISTAE WAR DER 25 IVNY NACHMITTAGE VMB 2 VHR IST DER EDLER VND / EHRNVESTER [IOIBSTb) VON STEINBERGK] / HENNINGS SEHLIGER SOHN, IN GOTT SALIG ENTSCHLAFFEN, DER SELEN GOTT GENADE

  4. D

    SEINES // ALDERS / IM 51 // IAR

  5. E
    VON STEINCHBERCH VON REDENN 
    V(ON) WEWERLINGEN V(ON) HALLE 
    V(ON) ALTE B(OCK) V(ON) WILFINHEN 
    [V(ON) SVCHLENBORCH] V(ON) HOFE 
    [V(ON) SALDER] V(ON) SVHLEN[. . .] 
    [V(ON) RVDENBE]RGH V(ON) MONCHVSE[.] 
    [V(ON) REDENN] V(ON) WAN[KHVSSEN] 
    [V(ON) BREDOWE] [V(ON) BOTMER] 
Wappen:
Steinberg*Reden I*
Weferlingen*Halle*
Alten*Bock von Wülfingen*
Schulenburg I*Hof3)
Saldern*Schulenburg I*
Rautenberg*Münchhausen*
Reden I*Wankhausen4)
Bredow5)Bothmer*

Kommentar

Die Inschriften sind in derselben schlanken, mit Sporen versehenen Kapitalis ausgeführt, wie sie auch für die Grabplatten der vier verstorbenen Kinder Jobst von Steinbergs gewählt wurde. Wie auf der im Jahr 1592 angefertigten Grabplatte für seinen Sohn Asche (Nr. 241) fällt an der vorliegenden Platte die spitze 2 auf, die durch einen hochangesetzten, geschwungenen unteren Balken charakterisiert ist. Neben der 2 fällt das speziell gestaltete Y in IVNY ins Auge: Es besteht aus einem rechtsschrägen Kurzschaft, der oberhalb der Mittellinie endet, sowie einem j mit linksschrägem Anstrich und nach rechts durchgebogenem Schaft. Die charakteristische 2 findet sich auch auf der Grabplatte für Katharina Bickhaber in Kemnade von 1592 und auf der Grabplatte für Johann von Grone in Kirchbrak von 1593, deren Inschrift neben der 2 auch das auffällige Y verwendet.6) Hierin deuten sich Werkstattbeziehungen an; allerdings fehlt die auf den Grabplatten für die Kinder Jobst von Steinbergs und auch für die beiden Denkmäler aus dem Landkreis Holzminden signifikante profilierte Kämpferlinie und die an eine Damaszierung (vgl. z. B. Nr. 226) erinnernde Gestaltung des Nischenhintergrundes bei der vorliegenden Grabplatte.

Jobst von Steinberg wurde 1543 als Sohn der Eheleute Henning von Steinberg (Nr. 151) und Anna von Reden (Nr. 211) geboren. 1577 baute er zusammen mit seiner Mutter im Hinteren Brühl 15 in Hildesheim ein Haus.7) Im Jahr 1583 heiratete er Anna Post (Nr. 389). Vier Kinder aus dieser Ehe sind früh verstorben,8) der Sohn Henning erreichte das Erwachsenenalter (Nr. 388). Zehn Jahre nach ihrer Eheschließung ließen die Eheleute eine Inschrift über dem Tor zum Herrensitz in Bodenburg anbringen (Nr. 243). Behrens gibt als Todesdatum Jobst von Steinbergs den 25. Juni 1595 an.9) Die Jahreszahl dürfte falsch sein, da im Jahr 1595 der 25. Juni auf einen Mittwoch fiel und auch das in Inschrift D angegebene Lebensalter von 51 Jahren mit dem in der Inschrift angegebenen Todesjahr 1594 korrespondiert.

Textkritischer Apparat

  1. IOHANIS] Das A besteht aus dem linken und dem diagonalen Schaft des N, dazwischen der Mittelbalken.
  2. IOIBST] IOIBST (so!) Kdm. Die Stelle ist stark verwittert.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32.
  2. Ps. 17,15.
  3. Wappen Hof (zwei voneinander abgewendete gebogene Äste mit nach außen je drei Blattzweigen, nach innen je zwei Ösen, Helmzier: Vogel mit Ring im Schnabel). Zur Ahnenprobe vgl. auch das Epitaph seines Sohnes Henning von Steinberg Nr. 388.
  4. Wappen Wankhausen (zwei gekreuzte Haken, Helmzier: Schildfigur).
  5. Wappen Bredow (weitgehend unkenntlich, quergeteilt, oben Blüte).
  6. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 127 mit Abb. 120 u. Nr. 129 mit Abb. 121.
  7. Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 437.
  8. Vgl. Nr. 226, 227, 228 u. 241.
  9. Behrens, Herren von Steinberg, S. 45, N. 103.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 246 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0024605.