Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 236 Wrisbergholzen, ev. Martinskirche 1592

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Elisabeth von Stöckheim. Stein. Die hochrechteckige Platte ist heute in der Turmhalle der Martinskirche in die Wand eingelassen. Sie stammt aus der Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochenen Kapelle in Irmenseul.1) Im vertieften Innenfeld ist die Verstorbene als Ganzfigur im Relief in einer Nische dargestellt, die Hände zum Gebet gefaltet, auf dem Kopf ein Jungfernkranz. Rechts und links neben der Nische jeweils vier Vollwappen. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift läuft an vier Seiten um den Stein herum. Alle u sind durch zwei übergeschriebene Schrägstriche gekennzeichnet.

Maße: H.: 146 cm; B.: 95 cm; Bu.: 3,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. An(n)o D(omi)nj 1592 den 3 Nouemb(ris) Jst die / Erbar vnd vieltugendsame Jungfraw Elisabeth vo(n) Stock/heim Lippolts Tochter Zu Brugge(n) / in Gott seliglich entslaffen, der Gott genedich sei. ame(n).

Wappen:
Stöckheim*Münchhausen*
Saldern*Landesberg*
Sarenhusen2)Kotze*
Hörde zu Böcke3)Zesterfleth*

Kommentar

Die Grabplatte für Elisabeth von Stöckheim gehört, wie die für ihren Bruder Clamor und für ihre Mutter Kunigunde von Münchhausen gestifteten Denkmäler, zu den Arbeiten aus der Hildesheimer Bildhauer-Werkstatt Wolf.4) Im Unterschied zu der für den Bruder der Verstorbenen angefertigten Grabinschrift (Nr. 245) ist diese Inschrift zwar in einer geraden Fraktur ausgeführt, aber die Merkmale der Einzelbuchstaben und besonders der Ziffern stimmen genau überein. Der geschlossene Bogen der 9 füllt die gesamte Zeile; 5 mit schräggestelltem Schaft und kurzem nach rechts unten abknickendem Balken; z-förmige 2; spitze 3 mit schräggestelltem Deckbalken. Auffällig sind weiterhin die im Quadrangel endenden Bögen bei s und f, die sich bei Doppel-f berühren. Die für Wolf typischen kleinen dreieckigen Dorne an den Schäften von b, h, l und am Schaft-s sind ebenfalls vorhanden.

Elisabeth wurde 1586 als Tochter der Eheleute Lippolt von Stöckheim und Kunigunde von Münchhausen (vgl. Nr. 282) geboren.5) Die Grabplatte ihres Bruders, Clamor von Stöckheim (vgl. Nr. 245), stammt ebenfalls aus der von Lippolt von Stöckheim gebauten Kapelle in Irmenseul. Elisabeth ist nach Auskunft der Inschrift in Brüggen gestorben, wo die Familie über umfangreichen Besitz verfügte.6)

Anmerkungen

  1. Vgl. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 189.
  2. Wappen Sarenhusen (Balken, belegt mit drei senkrechten Fischen, Helmzier: hier Sonnenrad – möglicherweise entstellt aus einem Nagel mit ausgeprägtem Kopf). Zum Wappen vgl. Lutz Tetau, Moritz von Zahrenhusen – „sagenhafter“ Raubritter der Lüneburger Heide. Amelinghausen 2008, S. 17–23, Helmzier abweichend als „Nagel“ beschrieben; s. a. Hans-Cord Sarnighausen, Zum Wappen von Zahrenhusen. In: Archiv für Familiengeschichtsforschung 8 (2004), S. 132f.
  3. Wappen Hörde zu Böcke (nach links springender Hund, Helmzier: Schildfigur vor Pfauenstoß). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 71 abweichend: gespalten, rechts ein aufspringender Hund, links quergeteilt, oben Rose, unten Rad u. Bd. 2, Tafel 171.
  4. Findel, Bildhauerfamilie Wulff, S. 77, s. a. Einleitung Kap. 8.4 und 8.5.
  5. Zum Geburtsdatum vgl. Christlich Leichpredigt (…) bey Begrebnis Der Edlen und Tugentsamen Jungfrawen Elisabeth von Stöckheim am 11. Decembris Anno 1592 durch M. Nicolaum Großcurdt. Heinrichstadt 1593. (SUB Göttingen 4° N V 17, ohne Personalia).
  6. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 60 u. S. 167.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 189.
  2. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 474.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 236 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0023609.