Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 229† Emmerke, kath. Kirche St. Martinus 1590

Beschreibung

Grabdenkmal für Statius von Münchhausen. Stein. Kurz vor der Aufnahme des Mithoffschen Kunstinventars (1875) ist das Denkmal bei dem Versuch, es zu versetzen, zerbrochen und wurde anschließend beseitigt. Dargestellt war der vor dem gekreuzigten Christus kniende Verstorbene in Rüstung.

Inschrift nach Mithoff.

  1. Anno 1590 den 3 Julii is de standveste Ridder Stad von Monnichusen Ludolfes seliger Sohne twischen 11 und 12 uhr alhir van 2 schelmend schendlicherwisa) ermordt und alles was ehr bi sich ghehat uf sine lange wher nha deiblicherweise wegk genhomen der seilen got gneidich sin wolteb)

Übersetzung:

Im Jahr 1590 am 3. Juli ist der standfeste Ritter Statius von Münchhausen, Sohn des seligen Ludolf, zwischen 11 und 12 Uhr von zwei Bösewichten hinterrücks ermordet worden, und was er bei sich gehabt hat auf seiner langen Kriegsfahrt, wurde ihm auf teuflische Weise gestohlen. Der Seele wolle Gott gnädig sein.

Kommentar

Statius von Münchhausen war der Sohn der Eheleute Ludolf von Münchhausen (gest. 1551 in Hildesheim) und der Dorothea von Reden1) (gest. 1595). Bald nach 1570 heiratete er Hiske Behr. Er stand in auswärtigen Kriegsdiensten2) und war nach Joachim Brandis’ Diarium seit 1576 Drost in Koldingen.3) Joachim Brandis schildert in seinem Tagebuch die näheren Umstände des Mordes an Statius von Münchhausen, der im Steuerwaldschen Feld auf seinem Rückweg nach Hildesheim van 2 unbekanten unfürsehens van rügge to mit einer exen hinden an dat hovet geslagen und mit einem meste (Messer) von sinem eigen dolke fürwundet, geplündert und für doit liggen laten.4) Am Abend des 3. Juli erlag er seinen Wunden und starb in Steuerwald. Am nächsten Tag wurde er nach Hildesheim in den Hof seiner Mutter überführt mit der Absicht, ihn in einer der Hildesheimer Kirchen zu begraben. Aber die Geistlichen beider Konfessionen wolden solches nicht gestaden. Darauf wurde er am 6. Juli nach Emmerke gebracht und dort – nachdem, so vermutet Joachim Brandis, das Dorf eine beträchtliche Summe erhalten hatte – in der Kirche begraben.

Textkritischer Apparat

  1. schendlicherwis] So Stammtafeln Münchhausen; hend licerwis Mithoff.
  2. und alles … sin wolte] Fehlt Stammtafeln Münchhausen.

Anmerkungen

  1. Ihre Grabplatte s. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 507.
  2. Stammtafeln Münchhausen, S. 111, Nr. 256 mit Verzeichnung seiner Belehnungen.
  3. Joachim Brandis’ Diarium, S. 141,36.
  4. Ebd., S. 286, 1–19 ,von zwei Unbekannten unversehens hinterrücks mit einer Axt an den Hinterkopf geschlagen und mit seinem eigenen Dolchmesser verwundet, ausgeplündert und halbtot liegengelassen‘.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 34 (nach Mitteilung des Landschaftsrats von Münchhausen in Hannover).
  2. Kdm. Landkreis Hildesheim, S. 55 (nach Mithoff).
  3. Stammtafeln Münchhausen, S. 111, Anm. 111.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 229† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0022901.