Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 211 Bodenburg, Schlosspark 1585

Beschreibung

Grabplatte für Anna von Reden. Stein. Die Platte wurde 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und später in den Schlosspark gebracht.1) Sie zeigt im vertieften Innenfeld ein Halbrelief der Verstorbenen in Seitenansicht mit zum Gebet zusammengelegten Händen in einer oben gerade abgeschlossenen Nische. Oberhalb der Nische ein Fries mit Inschrift A in drei Zeilen, die dritte Zeile unterbrochen durch den Abschluss der Nische. Über dem Fries ein vertieftes querrechteckiges, nach oben erweitertes Feld mit vier Vollwappen, deren mittlere (die Elternwappen) von einem Putto gehalten werden. Die übrigen Wappen der insgesamt 16-teiligen Ahnenprobe sind auf den abgeschrägten seitlichen Begrenzungen des Innenfeldes angebracht. Inschrift B läuft an vier Seiten um den Stein herum, an der oberen Schmalseite ist die Schriftleiste durch das nach oben erweiterte Wappenfeld unterbrochen, in den vier Ecken je ein Ornament. Inschriften C als Wappenbeischriften: bei den oberen vier Wappen auf dem abgeschrägten Rand des Wappenfeldes, bei den seitlich angebrachten jeweils unterhalb des Wappenschildes. Die Wappen der Schwertseite gewendet. Alle Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Inschrift C ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 248 cm; B.: 109 cm; Bu.: 3 cm (A), 4,5 cm (B), 1,8 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A, B), Kapitalis (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    Ich weis das mein Erloser lebet vnd er wirdtt mich hernac/her aufferwecken, vnd werde in meinem Fleische Gott sehen vnd / kein frembder // hiob am 19 cap2)

  2. B

    Anno // 1585 / den 7 MARTJJ. den abendtt vmb 8. schlege ist die Edle Erbare vnd Tugentreiche Anna geborn v(on) Reden Henn/[ings] v(on) Steinbergks seligers nachgelassene / Witwe in Gott seligleichen entschlaffen deren Seele Gott gnedig vnd barmharzig sei A(men)

  3. C
    VON REDN VON HALLE 
    D(E) BOCK. V(ON) W(VLFINGEN) V(ON) HOVE 
    V(ON) D(ER) SCHVLENBO[RG] V(ON) MON//HVSENa) 
    DE BARNER V(ON) BOTMER 
    DE IAGAVWb) V(ON) WARPKE 
    V(ON) STEINBERGK V(ON) WINTHVSEN 
    [V(ON)] WENDEN V(ON) DINKELA 
    D(E) [G. V(ON)]c) BOCKE [V(ON) HORN] 
Wappen:
Reden I*Halle*
Bock von Wülfingen*Hof3)
Schulenburg I*Münchhausen*
Barner*Bothmer*
Jagau*4)Warpke*
Steinberg*Windhausen5)
Wenden*Dincklage*
Güldenbock6)Horn7)

Kommentar

Die Gestaltung des S-Versals, die spitzwinklige aufgerichtete 7 sowie die Gestaltung der 1 und der 5 entsprechen den in der Inschrift am Haus Hinterer Brühl 15 in Hildesheim verwendeten Formen. Dieses Haus wurde im Jahr 1577, wohl als Witwensitz, von Anna von Reden und ihrem Sohn Jobst von Steinberg erbaut, die Inschrift konnte der Werkstatt Ebert Wolfs zugeordnet werden.8) Auch wenn die für die Fraktur Ebert Wolfs charakteristischen, zum Dorn reduzierten kleinen Anstriche an den Schäften von b, l, h und am Schaft-s in der Grabinschrift für Anna von Reden nicht verwendet wurden, dürfte das Grabdenkmal von Ebert Wolf d. J. stammen, zumal auch die lebensnahe Gestaltung des Putto und die Stilisierung der Oberwappen seinen sonstigen Arbeiten entsprechen. Charakteristisch ist weiterhin die Ausführung des k mit geradem unteren Schrägschaft und zu einem kleinen Quadrangel reduzierten oberen Schrägschaft.

Anna von Reden war die Witwe des 1548 verstorbenen und in Lamspringe begrabenen Henning von Steinberg (Nr. 151). Beider Sohn Jobst von Steinberg starb 1594 und wurde in Bodenburg begraben (Nr. 246).

Textkritischer Apparat

  1. V(ON) MON//HVSEN] Die Helmzier des darunter angebrachten Wappens ragt in das Schriftband hinein und verdeckt einen Buchstaben, wahrscheinlich ein C.
  2. IAGAVW] Erstes A durch die Helmzier des darunter angebrachten Wappens teilweise verdeckt.
  3. D(E) [G. V(ON)]] Die Ergänzung Steinackers in Kdm. ist am Befund nicht mehr zu verifizieren.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32f.
  2. Nach Hi. 19,25–27. Zur Verwendung dieses Bibelzitats auf Grabdenkmälern vgl. Steininger, Ich weiß, daß mein Erlöser lebet, S. 241–255.
  3. Wappen Hof (zwei voneinander abgewendete gebogene Äste mit nach außen je drei Blattzweigen, nach innen je zwei Ösen; Helmzier: Vogel mit Ring im Schnabel).
  4. Wappen Jagau, Helmzier nicht identifizierbar.
  5. Wappen Windhausen (gespalten, vorn halbe Lilie, hinten leer).
  6. Wappen Güldenbock (Steinbock, Helmzier: Schildfigur wachsend), abweichend Siebmacher, Wappenbuch von 1605, Tafel 184 (zwei Füchse).
  7. Wappen Horn (Horn, Helmzier: Schaft besteckt mit Straußenfedern, davor Schildfigur).
  8. Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 437.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 33.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 211 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0021102.