Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 188 Wrisbergholzen, ev. Martinskirche 1574

Beschreibung

Grabplatte für Ernst von Wrisberg. Stein. Die hochrechteckige Platte ist seit 1607 in die Ostwand der Wrisbergschen Familiengruft eingemauert, rechts daneben die Grabplatte der Ehefrau des Verstorbenen, Katharina von Rehbock (Nr. 194). Ursprünglich lag die Platte im Chor der Kirche.1) Sie zeigt im Innenfeld unter einem Dreipassbogen den Verstorbenen mit Rüstung und Schwert vor einem mit Punkten verzierten Hintergrund. In den Bogenzwickeln zwei Vollwappen, zwei weitere Vollwappen zu seinen Füßen. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgehauene Inschrift läuft an vier Seiten um den Stein herum.

Maße: H.: ca. 192 cm; B.: 89,5 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. ANNO · 1574 · DEN · 9 · / DAG · NOVENBRIS · IN · DER · NACHT · IS · DER · EDLER · VNT · / EHRNVESTE · ERNST · V(ON) · WRISB/ARGE · DE · ALTE · IN · WAREN · CHRISTLIKEN · GELOVEN · ENTSLAPEN

Wappen:
Wrisberg*Zersen*
Bockel2)Rauschenplatt*3)

Kommentar

Die Gestaltung der Platte und ihre Buchstabenformen entsprechen zwei weiteren Grabplatten in Wrisbergholzen, die für die Ehefrau des Verstorbenen und deren Mutter errichtet wurden (Nr. 194 u. 183). Wichtige gemeinsame Merkmale sind das punktverzierte Bogenfeld, die Kapitalis ohne Sporen und als Einzelformen das oben und unten spitze O, R mit sehr kleinem, unterhalb des Schaftendes ansetzenden Bogen und mehr oder weniger stark geschwellter Cauda sowie T mit keilförmig verbreitertem Schaft. Dieselben Schriftmerkmale und auch die Punktverzierungen sowie die identische Gestaltung der Ziffern 1, 5 und 7 finden sich auf dem Epitaph für Barbara von Boventen in Barnten (Nr. 184) und auf einer Wappentafel in Brüggen (Nr. 193). Sie sprechen für die Entstehung der genannten Inschriften in derselben, bisher nicht identifizierten Steinmetzwerkstatt.

Der Verstorbene war der Sohn des Ehepaars Ernst von Wrisberg (Nr. 135) und Katharina von Zersen; sein Bruder war Christoph von Wrisberg (Nr. 197) in Brunkensen. Zusammen mit seiner Ehefrau, Katharina von Rehbock, hat er für die Kirche in Wrisbergholzen einen Kelch gestiftet (Nr. 141). Drei Kinder aus dieser Ehe, Agneta, Johann und Daniel, sind ebenfalls in Wrisbergholzen begraben (vgl. Nr. 142, 162, 177). Ihre Denkmäler sind in der Gruft angebracht, die ihr Bruder Christoph im Jahr 1607 erneuern ließ (Nr. 302). Eine weitere Schwester, Metta, Ehefrau des Jakob von Steinberg (Nr. 237), wurde 1631 in der Steinbergschen Familiengrablege in Bodenburg bestattet (Nr. 370).

Anmerkungen

  1. Vgl. Inschrift Nr. 302.
  2. Wappen Bockel (liegender Haken, Helmzier: zwei abgewendete Haken).
  3. Wappen Rauschenplatt hier abweichend: Helmzier: Flug ohne Schildfigur.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 188 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0018808.