Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 180 Alfeld, ev. Kirche St. Nicolai, Steinbergkapelle 1568, ca. 1600
Beschreibung
Epitaph für Katharina von Hanstein. Stein, farbig gefasst. Das Epitaph besteht aus einem hochrechteckigen Mittelteil und einem durch ein Abschlussprofil abgetrennten, um 1600 hinzugefügten Aufsatz.1) Unter einer Rundbogenarkade kniet die Verstorbene vor dem Kreuz mit Titulus A, am Fuß des Kreuzes ein Totenkopf. Über dem Kopf der Figur im Bogen Inschrift B, darüber ein Puttenkopf mit Flügeln, rechts und links davon zwei Vollwappen. Zu beiden Seiten der Figur weitere sechs Vollwappen auf den Pilastern der Bogenarchitektur. Unterhalb der Darstellung ein mit Voluten und Blattwerk verziertes Schriftfeld, darin Inschrift C. Im unteren Rahmen die Initialen D. Im Aufsatz des Epitaphs von ca. 1600 ein Vollwappen mit der Umschrift E. Die Inschrift B ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, die übrigen erhaben ausgehauen, E erhaben vor farbigem Hintergrund.
Maße: H.: 282 cm; B.: 106 cm; Bu.: 2 cm (A), 4,5 cm (B), 4 cm (C), 3,5 cm (D), 2,8 cm (E).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)2)
- B
SPES MEA CHRISTVS
- C
ANNO · NACH CHRISTI GEBVRTH / DO MEN · 1568 · ZELLEN HORT / IST DE ERBAR CATHARINA VON HANSTEIN / SIVERTZ VON STEINBARG NACGELASEN · WETW · REINa) / IN GODT DEM HERN ENTSLAFEN FRI / DER LEIBEN SELE GODT GNEDICH SEI · A(MEN) /
- D
A(REND) R(OBIN)
- E
SIVERDT · VON · STEINBERGH ·
Übersetzung:
Christus ist meine Hoffnung. (B)
Im Jahr nach Christi Geburt, als man 1568 zählen hört, ist die ehrbare Katharina von Hanstein, Sieverdt von Steinbergs hinterbliebene Witwe, rein in Gott dem Herrn entschlafen, der lieben Seele sei Gott gnädig. Amen. (C)
Versmaß: Deutsche Reimverse (C).
Steinberg* | Hanstein* |
Hardenberg* | Hanstein* |
Rautenberg* | Meisenbug* |
Roringen3) | Bodenhausen* |
Steinberg* |
Textkritischer Apparat
- NACGELASEN WETW · REIN] NACHGELASEN WETWE Mithoff.
Anmerkungen
- Vgl. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 48f; s. a. Kommentar.
- Io. 19,19.
- Wappen Roringen gewendet (rechtsschräger Pfeil mit der Spitze nach unten, Helmzier: senkrechter Pfeil mit der Spitze nach oben). Näheres zum Wappen Roringen s. Nr. 153, Fußnote 2.
- Zu Robin vgl. den Kommentar zu Nr. 153 u. 178.
- Zu Sieverdt d. J. vgl. Behrens, Herren von Steinberg, S. 62f., N. 148 u. 221.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 15.
- Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 614.
- Kdm. Kreis Alfeld I, S. 48f. mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 180 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0018002.
Kommentar
Die für den in der Inschrift D genannten Steinmetzen Arend Robin4) typischen Schriftcharakteristika finden sich auch hier: spitzes G mit hochgezogener Cauda, spitzovales O, Schrägbalken des N als feiner Haarstrich, I mit Punkt, der A-Versal mit eingerolltem Anstrich, 5 mit nach unten abgeknicktem Deckbalken. Die Buchstabenformen des wohl erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts hinzugefügten Aufsatzes (Inschrift E) unterscheiden sich von denen der übrigen Inschriften. Charakteristisch ist der untere Balken des E, der als Balkensporn gestaltet ist; der obere Balken des E endet in einem weit heruntergezogenen Sporn, sodass der Buchstabe fast abgeschlossen wirkt.
Katharina von Hanstein war die Witwe des 1550 verstorbenen, in Lamspringe begrabenen Sieverdt von Steinberg (Nr. 153). Die heraldisch rechte Seite der Ahnenprobe ist ihrem Ehemann zuzuordnen. Der Aufsatz (Inschrift E) wurde wahrscheinlich erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Sieverdt von Steinberg d. J. gestiftet, einem Sohn aus der Ehe Sieverdts d. Ä. mit Katharina von Hanstein.5)
Die Reime in Inschrift C GEBVRTH / HORT und FRI / SEI zeigen nebeneinander niederdeutsche und hochdeutsche Formen, wie sie für die Phase des Übergangs vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen um die Mitte des 16. Jahrhunderts typisch sind.