Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 178 Alfeld, ev. Kirche St. Nicolai 1568

Beschreibung

Grabplatte für den Oberamtmann Heinrich Heinemeier. Stein. Die hochrechteckige Platte zeigt in einer Bogenarchitektur den Verstorbenen kniend links unter dem Kreuz mit Titulus A. Er hält seinen Hut in der Hand. Von seinem Mund geht ein in drei Zeilen gegliedertes Schriftband mit der Inschrift B aus. Rechts unter dem Kreuz ein Medaillon mit zwei gegeneinandergelehnten Wappenschilden unter einem gemeinsamen Oberwappen. Links neben dem Medaillon, am Fuß des Kreuzes die Meistersignatur C. Unterhalb der Darstellung die Jahreszahl D und ein mit Voluten verziertes Schriftfeld, auf dem die Inschrift E angebracht ist. Alle Inschriften sind erhaben ausgeführt.

Maße: H.: 178 cm; B.: 112 cm; Bu.: 2,2 cm (A), 3 cm (B), 6,2 cm (C, D), 4,5 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, C), schrägliegende Kapitalis (E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    O HERE ERBARME / DICH MEINER · VND / SEI MIR GNEDICH

  3. C

    A(REND) R(OBIN)

  4. D

    15 68

  5. E

    AN(N)O D(OMI)NI · 1567 · 23 AVGVSTI PLACIDE IN CHRI/STO OBDORMIVIT PRAECLARVS AC PIETATE ET PRO/BITATE VIR PRAESTANS HENRICVS HEINEMEIER · ILLV/STRISSIMI PRINCIPIS AC D(OMI)NI D(OMI)NI HENRICI DVCIS / BRVNSVICENSIS AC LVNEBVRGENSIS · SVMMVS IN AR/CE · LIJCOPERANA PREFECTVS CVI DEVS SIT PROPITIVS

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1567 am 23. August entschlief friedlich in Christus der hochberühmte und hinsichtlich Frömmigkeit und Rechtschaffenheit vortreffliche Mann Heinrich Heinemeier, Großvogt des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Heinrich, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, in Wolfenbüttel. Gott sei ihm gnädig.

Wappen:
Heinemeier2), Diek3)

Kommentar

Inschrift C weist das Epitaph als Arbeit des flämischen Bildhauers Arend Robin aus. Näheres zu Robin s. im Kommentar zu Nr. 153. Charakteristisch für die Arbeiten Robins ist eine Kapitalis, die sich noch am Formideal der frühhumanistischen Kapitalis mit schmalen Buchstaben orientiert, allerdings ohne die typischen Schmuckformen wie Nodi und Ausbuchtungen an den Schäften zu verwenden. Auffallend sind oben und unten spitze O mit ausgeprägten Bogenverstärkungen (O mit Schattenachse), I-Punkte in Form kleiner Kreise, die Diagonalschäfte der N sind als Haarstriche ausgeführt und der Versal A mit einem unten gegabelten durchgebogenen linken Schaft. Charakteristisch ist weiterhin die schräggestellte 5 mit hochansetzendem Bogen, das freie Ende des Deckbalkens nach unten abgeknickt; der Schrägschaft der 7 nach rechts durchgebogen.

Heinrich Heinemeier ist von 1538 an mit Unterbrechungen als Amtmann in Winzenburg nachgewiesen, seit 1549 als Oberamtmann.4) Im Jahr 1552 erhielt er die Winzenburg als Pfand. Von 1554 bis 1559 hatte er das Amt des Großvogts in Wolfenbüttel inne.5) Verheiratet war er seit dem 14. September 1550 mit Margarete Diek (gest. 1597), einer Tochter des Einbecker Ratsangehörigen Hans Diek.6)

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Wappen Heinemeier (Ast von zwei Zweigen mit zwei Eicheln und einem Blatt umschlungen). Vgl. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 113.
  3. Wappen Diek (geteilt, oben wachsender bewehrter, gezungter Löwe, unten drei Fische, Helmzier: wachsender bewehrter, gezungter Löwe). Vgl. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 43 u. 113.
  4. Lippelt, Hoheitsträger, S. 328 gibt in seiner Zusammenstellung der Amtsdaten Heinemeiers für 1517 Erfurt als eventuellen Studienort an. Die Matrikel Erfurt, Bd. 2, S. 298, Zeile 9 verzeichnet für das Frühjahrssemester 1517 lediglich einen Heinrich Heinemann aus Hildesheim, nicht aber einen Heinrich Heinemeier. In Hildesheim war im einschlägigen Zeitraum sowohl eine Familie Heinemann als auch eine Familie Heinemeier ansässig, vgl. Joachim Brandis’ Diarium, Register, S. 582.
  5. Vgl. Klingebiel, Lokale Amtsträger, S. 712; Lippelt, Hoheitsträger, S. 327 mit weiteren Angaben zu seinen Ämtern und Pfandbesitzungen.
  6. Vgl. Joachim Brandis’ Diarium, S. 75,41; zur Familie s. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 43.

Nachweise

  1. Jahresbericht des Vereins für Geschichte und Altertümer der Stadt Einbeck und Umgegend 14 (1931), S. 27.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 178 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0017802.