Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 174 Wehrstedt, ev. Kirche St. Andreas 1566

Beschreibung

Türsturz und Inschrifttafel über dem Portal an der Nordwand des Turms. Auf dem Türsturz die erhaben gehauene Jahreszahl A. Inschrift B in sieben Zeilen erhaben vor vertieftem Hintergrund auf einer quadratischen, an drei Seiten gerahmten Tafel. Die oberen vier Zeilen werden durch einen Wappenschild unterbrochen. Die Initialen C sind oberhalb der ersten Zeile von B eingehauen.

Maße: H.: 60,5 cm; B.: 66 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (B), Kapitalis (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    15 · 66

  2. B

    In · dem // namen / godsa) Des · hereb) / Steit dut · ge/buwe den va(n) / Werstede tho erec) · Dorch / godes · gnade · un(n) macct / wert al · di(n)ck vulbracht

  3. C

    C(HRISTOPH) V(ON) S(TEINBERG)

Übersetzung:

Im Namen Gottes des Herrn steht dieses Gebäude denen von Wehrstedt zur Ehre. Durch Gottes Gnade und Macht wird alles vollbracht. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Steinberg*

Kommentar

Die gotische Minuskel ist gitterartig und eng gedrängt ausgeführt. r ausschließlich in der Form des Bogen-r, a als Kasten-a, der abgeknickte obere Bogenabschnitt des e mit einem Zierstrich verlängert.

Wehrstedt gehörte als Lehen des Bischofs von Hildesheim zum Altbesitz der Familie von Steinberg und zwar der ältesten Linie dieser Familie, der Linie Almstedt-Wehrstedt. Mit dem Tod des in Inschrift C genannten Christoph von Steinberg im Jahr 1570 endete dieses nur im Mannesstamm vererbbare Lehen. In späterer Zeit war Wehrstedt bis 1816 im Besitz der Familie von Stopler,1) die auch, wie vorher die Familie von Steinberg, den Kirchenpatronat innehatte.2)

Der Oberst Christoph von Steinberg war auf seinem Pfandbesitz in Sommerschenburg (Erzstift Magdeburg) ansässig, stand als Rat in den Diensten Herzog Julius’ zu Braunschweig-Wolfenbüttel und hat sich um die Einführung der evangelischen Lehre verdient gemacht.3) Darauf verweist auch die der lutherischen sola gratia-Lehre (allein durch Gnade) entsprechende Formulierung der Inschrift. Christoph von Steinberg war in erster Ehe mit Elisabeth von Bortfeld verheiratet, seine zweite Ehefrau war Ilse von Freitag. Im Jahr 1570 starb er und wurde in St. Martini in Braunschweig begraben.4)

Textkritischer Apparat

  1. gods] godes mit Schaft-s Kdm. (nach Mithoff). Lesung des (Schaft-)s fraglich, da der Buchstabe durch den Wappenschild beeinträchtigt ist. Schaft-s in Schlussposition findet sich ansonsten in der Inschrift nicht, t oder e weichen vom Befund an dieser Stelle ab.
  2. here] Lesung des letzten Buchstabens unsicher, wird durch den Reim gestützt.
  3. tho ere] Fehlt Mithoff, Kdm.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Marienburg, S. 189; s. a. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 199.
  2. Zu den von der Familie von Stopler für die Wehrstedter Kirche gestifteten Ausstattungsstücken vgl. Nr. 325 u. 458.
  3. Zu seiner Biografie s. Behrens, Herren von Steinberg, S. 12f., N. 34; Reden-Dohna, Rittersitze, S. 199f. – Christoph von Steinbergs Verdiensten im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation ist eine Abhandlung Jacob David Köhlers gewidmet: Die besonderen Verdienste Herrn Christophs von Steinberg um die reine evangelische Lehre (…), Göttingen 1753, mit weiteren biografischen Angaben.
  4. Sein Epitaph ist erhalten: DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 526 mit weiteren biografischen Angaben.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 238.
  2. Kdm. Kreis Marienburg, S. 189.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 174 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0017404.