Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 155 Nettlingen, ev. Kirche St. Marien 1. H. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch.1) Silber, vergoldet. Über einer Sockelplatte Sechspassfuß mit einer Darstellung der Anna selbdritt, im Pass gegenüber eine Kreuzigungsgruppe ohne Kreuz. Die Zarge ist mit einem Stäbchenband verziert. An einen sechsgratigen Fußhals schließen sich sechseckige Schaftstücke mit Inschrift A an. Auf einem der sechs Rotuli am Nodus der Einzelbuchstabe (B). Die Inschriften sind glatt vor bearbeitetem Hintergrund ausgeführt

Maße: H.: 17,7 cm; Dm.: 14,7 cm (Fuß), 11 cm (Kuppa); Bu.: 1,1 cm (A, B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    IHESVS // S(ANCTA) MARIAa)

  2. B

    Eb)

Kommentar

Inschrift A ist in einer auf Vasa sacra häufig verwendeten ornamentalen frühhumanistischen Kapitalis ausgeführt: Neben dem üblichen Formenrepertoire dieses Schrifttyps fällt das byzantinische M auf. Sofern Nodus und Schaftstücke in denselben Entstehungszusammenhang gehören, dürften die Inschriften in der vorliegenden Kombination von frühhumanistischer Kapitalis und Kapitalis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zu datieren sein.2)

Textkritischer Apparat

  1. S(ANCTA) MARIA] Maria Kdm.
  2. Wahrscheinlich der Rest einer über die sechs Rotuli laufenden Inschrift IHESVS.

Anmerkungen

  1. Die zugehörige Patene ohne Inschrift.
  2. Die stilkritische Einordnung von Posers in der Kunstgutkartei der Ev. luth. Landeskirche Hannovers setzt den Kelch in das 15. Jh.; die frühhumanistische Kapitalis wird aber erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts in epigrafischen Schriften verwendet.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 205.
  2. Kdm. Kreis Marienburg, S. 149f.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 155 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0015509.