Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 152 Wrisbergholzen, ev. Martinskirche 1548

Beschreibung

Zwei Inschriftensteine. Die beiden Steine sind in die nördliche Außenwand der Kirche nebeneinander eingemauert. Der ursprüngliche Standort ist nicht bekannt. Die Steine sind im unteren Bereich beschädigt. In der Mitte des linken Steinstücks und am Gesims je ein Steinmetzzeichen (M 9). Die Inschrift ist jeweils in sechs Zeilen erhaben ausgehauen und weist keine Worttrennung auf. Bereits Mithoff (1875) erwähnt die Inschrift als eine, „deren Entzifferung nicht hat gelingen wollen“.1) Die Buchstaben sind unprofessionell und ungleichmäßig ausgeführt. Die vorgeschlagene Lesung ist mit Ausnahme der ersten Zeile unsicher.

Maße: H.: 71 cm; B.: 153 cm; Bu.: 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Kapitalisversalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. Anno dncea) m · ccc/cc xlviii hissenb) / de Von holtense(n)c) / dern Werneidd) / evn bedevanee) / [.]yeiedr[. .] // [ – – – ] / [. . . .]bndeo[. .] / [.]en[. . .] gewen[. .] / [. . . . . .] hohenf) [. . . .] / b[. . . . .]h[. . . .]nco / [. . . . . . .]eeha[.]e[. . .]

Kommentar

Die unregelmäßig ausgeführte Inschrift orientiert sich an den Formen der gotischen Minuskel. Es lassen sich aber auch Annäherungen an die Fraktur erkennen; in den kleinen Anstrichen bei v und n und in der vermutlichen lt-Ligatur sind gewisse kursive Elemente vorhanden. Von den Elementen der gotischen Minuskel fehlen – erkennbar an den sicher zu lesenden Buchstaben e und n – die unteren Brechungen. e ist als gerader Schaft mit sehr kleinem oberen Bogenende ausgeführt und von Schaft-s kaum zu unterscheiden; n in Form zweier mit kleinen Anstrichen versehener Schäfte gehauen; r besteht aus Schaft und Quadrangel, von dem ein in normaler Strichdicke ausgeführter Zierstrich nach unten abgeht. Die meisten Buchstaben sind allerdings so weit von einer Grundform der epigrafischen Minuskelschriften entfernt, dass keine sinnvolle Lesung möglich ist.2)

Textkritischer Apparat

  1. dnce] Statt domini.
  2. hissen] Im Sinne von ‚befehlen, anordnen‘ zu verstehen.
  3. holtense(n)] Oder hohnse(n); ho(?)nsi Kdm.
  4. dern Werneid] de vo Wrs . . . ?? Graff; de vo wr(?)ne(?)o Kdm. Liest man das r als Ligatur aus Schaft-s und t , konjiziert ein aus u verlesenes n und setzt statt i ein l, wäre die Lesung westueld zu diskutieren, vielleicht auch unter Einbeziehung des ersten Buchstabens der Folgezeile Westuelde (Vorschlag Fuchs). Ein Ort Westfeld liegt nördlich von Wrisbergholzen. Sofern diese Lesung diskutabel ist, wäre eine Textstruktur zu vermuten, in der es etwa darum geht, dass die von Holtensen (d. i. Wrisbergholzen) und die Westfelder mit den Einwohnern weiterer Orte eine Vereinbarung treffen.
  5. evn bedevane] e vndt de von . . . ? Graff; (?) und (?)dtbau (?) Kdm.
  6. hohen] Vielleicht auch holten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 250.
  2. Für Hilfe bei der Lesung danke ich meinen Kollegen Dr. Harald Drös (Heidelberg), Dr. Rüdiger Fuchs (Mainz), Dr. Jörg Lampe und Dr. Sabine Wehking (beide Göttingen).

Nachweise

  1. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 498.
  2. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 313.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 152 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0015208.