Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 151 Lamspringe, kath. Klosterkirche St. Hadrian u. St. Dionysius 1548

Beschreibung

Epitaph für Henning von Steinberg und Anna von Reden1). Stein. Im vertieften oberen Teil des Innenfeldes der hochrechteckigen Platte im Halbrelief Christus am Kreuz mit dem erhaben gehauenen Titulus A vor einer Landschafts- und Stadtsilhouette. Unter dem Kreuz knien links der Verstorbene mit einem Sohn, rechts seine Ehefrau mit vier Töchtern. Am Fuß des auf dem Golgatha-Hügel stehenden Kreuzes Totenschädel und Knochen. Zwei kleine Tafeln im Vordergrund des Golgatha-Hügels sind unbeschriftet. Inschrift B erhaben in einem durch einen Steg abgetrennten Feld unter der Darstellung, darunter ebenfalls durch einen Steg getrennt acht Wappenschilde in einer Reihe, die Wappen der Verstorbenen in der Mitte.2)

Maße: H.: 184 cm; B.: 99,5 cm; Bu.: 2,2 cm (A), 3,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)3)

  2. B

    An(n)o d(omi)ni 1548a) starff de Erbar vnd Ernueste Henni / van Steijnbargen dem godt gnedich sij Amenb) / An(n)o d(omi)ni 15 〈. .〉 starff de Erbar vnd doge(n)tsa(me) Anna / va(n) Reden H(enni) v(an) S(teinbarges) nagelaten wedewe der god g(nad)

Wappen:
Steinberg*Reden I*
Weferlingen*Halle*
Alten*Bock von Wülfingen*
Schulenburg I*Hof4)

Kommentar

An der Schrift fallen die ungewöhnlich gestalteten Versalien auf, deren Grundform insbesondere bei E kaum zu bestimmen ist. r ist ausschließlich als Bogen-r ausgeführt, das doppelstöckige a mit großem oberen Bogen, der zweite Schaft des v bzw. der dritte des w enden oben schräg abgeschnitten. g lässt eine gewisse Tendenz zur Rundung erkennen.

Die Inschrift zeigt, wie es in der Zeit kurz vor der Mitte des 16. Jahrhunderts üblich war, noch durchgehend niederdeutsche Sprachformen.

Die Ahnenprobe legt nahe, dass Henning von Steinberg aus der Ehe Hennings d. Ä. und dessen zweiter Ehefrau Wolborg von Weferlingen stammte, während Behrens die erste Ehefrau Hennings d. Ä., Gisell von Oberg, als Mutter Hennings nennt.5) Der Halbbruder Hennings, Jobst (Jodocus) von Steinberg (gest. 1534), hingegen stammt aus der Ehe Hennings d. Ä. mit dessen erster Ehefrau Gisell von Oberg. Er war Domherr in Hildesheim.6) Anna von Reden baute im Jahr 1577 zusammen mit ihrem Sohn Jobst von Steinberg einen Adelshof in Hildesheim, Hinterer Brühl 15.7) Sie starb 1585 und wurde in Bodenburg begraben (vgl. Nr. 211). Das Ehepaar hatte einen Sohn Jobst (vgl. Nr. 246) und vier Töchter.

Textkritischer Apparat

  1. 1548] 1 mit Punkt.
  2. Danach ein Ornament als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Das Epitaph war zwar zunächst auch für Anna von Reden konzipiert, ihr Todesdatum ist aber nicht nachgetragen worden, möglicherweise weil sie nicht in Lamspringe, sondern in Bodenburg begraben wurde (vgl. Nr. 211).
  2. Die Gliederung des Epitaphs entspricht in einigen charakteristischen Einzelheiten dem für Hans Barner 1521 gesetzten Epitaph am Hildesheimer Dom, vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 300 mit Abb. 105f.: Beide Denkmäler zeigen eine Darstellung der Kreuzigung vor einer Stadtsilhouette, die Inschrift in einem Feld zeilenweise angeordnet unter der bildlichen Darstellung, eine Ahnenprobe in einer Reihe unterhalb des Inschriftenfeldes. In der Ausführung der Schrift lassen sich hingegen keine Übereinstimmungen erkennen, auch die Ausführung der Wappen weicht ab.
  3. Io. 19,19.
  4. Wappen Hof (zwei abgewendete Weinranken, oben und unten mit jeweils einem Blatt, in der Mitte mit je einer Traube). Identifizierung der wappenführenden Familie nach der mit Beischriften versehenen Ahnenprobe der Anna von Reden in Nr. 211. Mithoff (Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 193) wählt für die Wiedergabe des Namens die Grafie „Have“.
  5. Behrens, Herren von Steinberg, S. 44f.
  6. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 323. Die an der 1534 von Jobst von Steinberg erbauten Kurie in Hildesheim, Pfaffenstieg 10, angebrachte Ahnenprobe zeigt die Wappen Steinberg und Oberg in der Elterngeneration.
  7. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 437.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 193.
  2. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 543f.
  3. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 211f. (nur Abb.).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 151 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0015101.