Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 145 Hildesheim, Dom-Museum 1540

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Kelch gehört der katholischen Kirchengemeinde St. Michael in Nordstemmen und wurde 1978 als Dauerleihgabe in das Dom-Museum Hildesheim gegeben.1) Das Kunstdenkmälerinventar von 1939 verzeichnet ihn als Ausstattungsstück der Kirche im Pallas der Poppenburg.2) Auf dem Sechspassfuß mit Sockelplatte und einer nach Art des Tremolierstichs verzierten Zarge ist ein vollplastischer Kruzifixus vor graviertem Kreuz aufgenietet. Auf dem oberen Kreuzschaft ein Dorn, der ein an den Enden eingerolltes Schriftband mit der ebenfalls gravierten Inschrift A trägt. Auf dem Nodus aufgelötete Kreuzblumen, die lanzettförmigen Zwischenfelder und die Schaftstücke ornamental graviert. Die Inschrift B ist unter dem Fuß eingraviert. Als Worttrenner kleine Kreuze. Oberhalb von PARTV die Inschrift C. Die Akte des Dom-Museums Hildesheim verzeichnet eine Restaurierung für das Jahr 1932.

Maße: H.: 16 cm; Dm.: 13,5 cm (Fuß), 9,8 cm (Kuppa); Bu.: 0,37 cm (A), 0,41 cm (B), 0,2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis (A, B), Minuskeln (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS)a) R(EX) I(VDAEORVM)3)

  2. B

    HV(N)C · CALICE(M) · A · PARTV · VIRGINIS · ALMIFICO 1540 F(RAT)RIS · IOA(N)NIS PATRIMONIA · KELPA · DEDER(V)NTb

  3. C

    xii datc)

Übersetzung:

Diesen Kelch haben die Kelpe 1540 [Jahre nach] der segenspendenden Geburt der Jungfrau aus dem Vermächtnis des Bruders Johannes gestiftet. (B) XII gegeben(?). (C)

Kommentar

Der Schaft des I ist in Inschrift B regelmäßig von zwei Punkten begleitet; D ist als offenes D spiegelverkehrt zu G ausgeführt, C ist sehr weit offen. Der Mittelteil des konischen M endet oberhalb der Mittellinie. Die rechtsgewendete 5 mit einem hochgebogenen Balken.

Die Provenienz des Kelchs ist unsicher; der Familienname Kelp(e) ist jedoch im Raum Hildesheim belegt (vgl. auch Anm. 2), so ist z. B. ein Prior Johannes Kelps 1487 und 1492 im Kloster Lamspringe bezeugt.4)

Textkritischer Apparat

  1. N retrograd.
  2. DEDER(V)NT] Über DER ein redundanter, möglicherweise nachträglich getilgter Kürzungsstrich.
  3. Vielleicht dat(um).

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: L 1978/95.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Alfeld II (Kreis Gronau), S. 191: „Die Familie Kelpe ist nach den Kirchenbüchern im 17. und 18. Jh. in Poppenburg bezeugt. Frdl. Mitteilung des Herrn Pastors“.
  3. Io. 19,19.
  4. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Teil 2, S. 908 (Dylong).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 191.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 145 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0014503.