Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 137 Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Landesgalerie 1515–1530

Beschreibung

Altarretabel. Holz. Das Retabel stammt aus der St. Nicolai-Kirche in Alfeld, gelangte 1861/63 in das Welfenmuseum Hannover und gehört heute zum Bestand des Landesmuseums, der Nachfolgeinstitution des Welfenmuseums.1) Im Schrein des Triptychons im Mittelfeld Standfigur der Madonna im Strahlenkranz, auf dem Saum ihres Gewandes Inschrift A. Im linken Flügel Papst Urban als Standfigur, auf dem Saum seines Gewandes Inschrift B; im rechten Flügel Standfigur des heiligen Mauritius mit der Gewandsauminschrift C, die beiden letzten Wörter unten am Mantel. Die Buchstaben sind flach erhaben vor trassiertem Hintergrund ausgeführt. Als Worttrenner Vierpässe.

Maße: H.: 130 cm; B.: 102 cm; Bu.: 3,4 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    AVE · REGIN·A · CELORVM · MATE(R) · REGIS · ANG(ELORVM)2)

  2. B

    [.]SA[. .]AM · VRBANVS · O(RA) PRO · NOBIS3) V I [. . .]

  3. C

    S(AN)CTVS · MAVRICIVS · ORA PRO · NOBIS3) VT DA // PRO NO(BIS)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, Königin des Himmels, Mutter des Königs der Engel. (A) […] Urban, bitte für uns. (B) Heiliger Mauritius, bitte für uns. (C)

Kommentar

Die Inschriften sind in einer für Gewandsauminschriften typischen manierierten Form der frühhumanistischen Kapitalis ausgeführt mit epsilonförmigen E und byzantinischem M. I mit Ausbuchtung am Schaft, N mit Ausbuchtung am Diagonalschaft.4)

Stuttmann/von der Osten schreiben die Figuren dem sog. Urban-Meister aus dem Hildesheimer Bildschnitzerkreis zu, dessen Arbeiten aus der Zeit von 1515 bis 1530 stammen.5)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. WM XXIII, 125a. – Objektgeschichte nach von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 148.
  2. Der Vers Mater regis … angelorum ist vielfach in strophischem Zusammenhang mit Ave Regina coelorum belegt, vgl. Analecta Hymnica, Bd. 1, Nr. 56 mit der Fortsetzung: Sponsa dei speciosa oder Bd. 10, Nr. 133 mit der Fortsetzung: Ave spes credentium. – Die Verse sind auch als Beginn einer Glockeninschrift verwendet worden, vgl. DI 77 (Greifswald), Nr. 109.
  3. Gebetsruf der Allerheiligenlitanei.
  4. Allgemein zu Inschriften auf Gewandsäumen s. Kloos, Einführung, S. 45–48; Arnold, Gemälde-Inschriften, S. 116–120.
  5. Der Name ist abgeleitet von der Figur des heiligen Urban auf einem Altar in Henneckenrode (Nr. 136) und diesem Altar, vgl. Stuttmann/von der Osten, Niedersächsische Bildschnitzerei, S. 61 mit weiteren Angaben zum Oeuvre dieses Meisters.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 137 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0013701.