Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 133 Sottrum, ev. Kirche 1526
Beschreibung
Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene Inschrift verläuft unterhalb der Glockenschulter zwischen zwei Ornamentstreifen und mehreren Riemenstegen. Der untere Ornamentstreifen ist regelmäßig durch Zweige mit Eicheln unterbrochen (vgl. Nr. 134). Auf der Flanke eine figürliche Darstellung der Maria mit dem Kind,1) darunter das Gießerzeichen des Brant Helmes (M 8). Als Worttrenner Brakteatenabdrücke, heraldische Lilien und ein Kleeblatt.
Maße: H.: 90 cm; Dm.: 112 cm; Bu.: 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
anno · dom(ini) · m° ccccc · xxvi · viuosa) · voco · defvnctosa) · plango · demonesa) · fvgo · fvlgvra · frango · vocor · maria · brant · helmes
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1526. Ich rufe die Lebenden, ich betrauere die Toten, ich vertreibe die Dämonen [Teufel], ich breche die Blitze, ich heiße Maria. Brant Helmes.
Versmaß: Vivos … frango lateinische Reimverse.
Textkritischer Apparat
- s spiegelverkehrt, dieselbe Eigenheit auf der Glocke in Esbeck Nr. 134.
Anmerkungen
- Identifizierung der Darstellung nach Kdm. Kreis Marienburg, S. 176.
- Andersartige Worttrenner in Nr. 134.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 229.
- Kdm. Kreis Marienburg, S. 176.
- Drömann, Glocken, S. 54.
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 133 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0013303.
Kommentar
An der Schrift der Glocke fällt die eigentümliche Gestaltung des g ohne Unterlänge auf. Das aus gebrochenem Bogen und Schaft mit Balken nach rechts und daran ansetzendem Zierstrich bestehende g wirkt wie eine Buchstabenkombination aus c und t. Die Genese dieser Eigentümlichkeit wird deutlich, wenn man die Gestaltung des g auf der ein Jahr später gegossenen Glocke in Esbeck (Nr. 134) betrachtet: Dort liegt die Unterlänge des g in Form eines Balkens ohne Verbindung zum Schaft unter dem Buchstaben. Offenbar war der Model für den Guss des g an dieser Stelle sehr eng geformt. Die übrigen Buchstaben entsprechen dem Buchstabeninventar der gotischen Minuskel, sie sind am deutlichsten ausgeprägt auf der Glocke aus Hörsum (Nr. 140). Brant Helmes (vgl. Nr. 132) hat in vielen Inschriften heraldische Lilien als Worttrenner verwendet.2)