Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 78 Elze, ev. Kirche St. Peter u. Paul 15. Jh., 2. H. 16. Jh. o. später

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Kelch fehlt im Kunstdenkmälerinventar von 1939,1) möglicherweise wurde er nicht ursprünglich für Elze hergestellt. Auf dem runden, auf einer profilierten Sockelzone aufruhenden Fuß ein vollplastischer Corpus Christi ohne Kreuz. Auf den beiden Schaftstücken ober- und unterhalb des Nodus die Inschriften A, glatt vor schraffiertem Hintergrund. Beide Inschriften beginnen mit einem Malteserkreuz. Am Nodus sechs Rotuli mit den Einzelbuchstaben der Inschrift B, ebenfalls glatt vor schraffiertem Hintergrund ausgeführt. Die Inschrift C unter dem Fuß ist später eingeritzt.

Maße: H.: 16,3 cm; Dm.: 12,1 cm (Fuß), 9,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,9 cm (A, B), 0,6–1,0 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Majuskeln und Minuskeln (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    + hic elgoa) // + ihesvs

  2. B

    i h e s v s

  3. C

    HARDORffb)

Kommentar

Die Buchstaben der Inschriften A sind in einer sorgfältig gestalteten Goldschmiedeminuskel mit Blättchenverzierung ausgeführt. Die mittleren Buchstaben e und l in hic elgo sind allerdings nicht in den für die gotische Minuskel typischen Formen graviert: e ist sowohl mit einem Balken in normaler Strichstärke geschlossen als auch mit einem blättchenverzierten Zierstrich. Das Minuskel-l weist keine echte Brechung auf der Grundlinie auf, die Brechung ist lediglich durch eine Binnengravur angedeutet. Die Inschriften A und B dürften dem Schriftbefund entsprechend im 15. Jahrhundert entstanden sein, die Ritzung des Besitzvermerks C frühestens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Textkritischer Apparat

  1. hic elgo] Die Buchstaben sind sorgfältig ausgeführt und eindeutig lesbar, aber nicht mit Sinn zu versehen. Eine Fehlgravur des g statt cz im Sinne von elczo ‚Elze‘ ist nicht auszuschließen.
  2. HARDORff] Möglich ist auch die Lesung HARDORA mit einem flachgedeckten A am Schluss. Für die Lesung als Doppel-f, also HARDORff, spricht, dass die beiden Schäfte unter die Grundlinie reichen, während die Großbuchstaben sämtlich auf der Grundlinie stehen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 65–77; Nachweis Ev. luth. Landeskirche Hannovers, Kunstreferat, Kunstgutkartei (Aufnahme November 1993, von Poser).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 78 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0007807.