Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 26† Marienrode, kath. Pfarr- u. Klosterkirche St. Michael 1437 o. früher

Beschreibung

Epitaph für Alrad von Eldingen. Das Epitaph war nach der Überlieferung der Marienroder Chronik in der Nähe des Grabes angebracht,1) das sich ursprünglich unter dem Turm im Eingangsbereich der Kirche befunden hat, bis die Gebeine des als heilig verehrten Alrad (gest. vor 1259) im Jahr 1437 von Abt Heinrich von Bernten rechts neben den Eingang zum Kapitelsaal (vgl. Nr. 25) umgebettet wurden.2) Das Epitaph ist zum letzten Mal in der 1579 abgeschlossenen Marienroder Chronik überliefert,3) der Zeitpunkt des Verlusts ließ sich nicht ermitteln.

Inschrift nach Chronik Marienrode.

  1. Alradi vita cultu Christi redimitaCoelesti vita coeli sit in arce politaHic miles mundum prudens fugiens furibundumSe servans mundum virtutum perque profundumFratrum lucerna factus suadendo supernaTantaquea) lucerna iacet hacb) extincta caverna Vitaque pro digna facit ipse juvantiac) signaQuae quaerito dignad) fide mente devota benignae)

Übersetzung:

Nachdem Alrads [irdisches] Leben durch die Verehrung Christi seinen Glanz erhalten hat, erstrahle sein himmlisches Leben in der Himmelsburg. Dieser Ritter, klug die rasende Welt fliehend, sich rein bewahrend und in den Tugenden tief verwurzelt, ist den Brüdern ein Licht geworden dadurch, dass er ihnen den Himmel empfahl. Und dieses große Licht liegt nun ausgelöscht in dieser Grabeshöhle. Seinem verdienstvollen Leben entsprechend wirkt er hilfreiche Wunder. Bitte du nun um diese gnädig gewährten Wunder mit rechtem Glauben und mit frommem Sinn.

Versmaß: Acht Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt sowie paarweise zäsur- und endgereimt. In der Zäsur sind jeweils dieselben Wörter wiederholt. Prosodisch stellenweise fehlerhaft.

Kommentar

Der Text des Epitaphs folgt in der Marienroder Chronik unmittelbar auf die Nachricht von der Umbettung der Gebeine Alrads durch den Abt Heinrich von Bernten (reg. 1426–1452 u. 1454–1463) im Jahr 1437. Der in der Chronik erwähnte Anbringungsort circa sepulchrum ejus und die Bezeichnung als antiquum epitaphium 4) machen es einigermaßen wahrscheinlich, dass das Epitaph bereits zum ursprünglichen Grab im Eingangsbereich der Marienroder Kirche gehörte. Ob es am neuen Ort des Grabes neben dem Eingang zum Kapitelsaal wieder angebracht wurde, lässt sich dem Text der Chronik nicht entnehmen.

Textkritischer Apparat

  1. Tantaque] Tanquam Letzner.
  2. iacet hac] hac est Letzner.
  3. ipse juvantia] ipsa immania Letzner.
  4. Quae quaerito digna] Quo merito signa Letzner.
  5. benigna] signa Letzner.

Anmerkungen

  1. Chronik Marienrode, Kap. 12, S. 449.
  2. Chronik Marienrode, Kap. 6, S. 437: Post multos annos Abbas Henricus (sc. de Bernten) cum totam submovisset Ecclesiam, ossa hujus Sancti effodiens, tulit ea ad honestiorem locum, videlicet ingredientibus capitulum ad dextram intra altare, quod ibi posuit, et ingressum.
  3. Als Autor der Marienroder Chronik wird zwar der wahrscheinlich 1463 verstorbene Abt Heinrich von Bernten angegeben, die letzten Erwähnungen in der Chronik beziehen sich aber auf Ereignisse des Jahres 1579 (Kap. 30, S. 408). Letzner überliefert den Text des Epitaphs wahrscheinlich nicht nach Autopsie.
  4. Chronik Marienrode, Kap. 12, S. 449.

Nachweise

  1. Chronik Marienrode, Kap. 12, S. 449.
  2. Letzner, SUB Göttingen Cod. Ms. Hist. 248, S. 895f.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 26† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0002603.