Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 17 Woltershausen, ev. Kirche St. Marien 1423 o. früher
Beschreibung
Patene.1) Silber, vergoldet. Ursprünglicher Standort nicht im Lkr. Hildesheim, sondern im Baltikum, wahrscheinlich im Gebiet des heute zu Estland gehörenden Stifts Ösel-Wiek. Die spätestens seit dem 19. Jahrhundert in Woltershausen nachzuweisende Patene dürfte zusammen mit einem ebenfalls aus dem Baltikum stammenden jüngeren spätgotischen Kelch (Nr. 67) nach Woltershausen gekommen sein. Es ist nicht auszuschließen, dass beide Stücke bereits in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs disloziert und vielleicht schon bald danach zum Ausgleich eigener Verluste von der Gemeinde in Woltershausen angekauft worden sind. Die Inschrift ist glatt erhaben vor bearbeitetem Hintergrund auf dem Rand der Patene angebracht. Als Worttrenner wurden ins Quadrat gestellte Blüten und Paragrafzeichen gesetzt.
Maße: Dm.: 16 cm; Bu.: 1,1 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
+ Johannes · corever · decanvs · osiliencis · co(m)paravit hu(n)c · calixem · orate · pro · eo
Übersetzung:
Johannes Corever, Dekan in Ösel, hat diesen Kelch angeschafft. Betet für ihn.
Anmerkungen
- Eine eingehende Untersuchung des baltischen Entstehungszusammenhangs bietet H. von Bruiningk, Kelch und Patene der Kirche zu Woltershausen in Hannover. In: Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahre 1907. Riga 1908, S. 107–117.
- Vgl. Bruiningk (wie Anm. 1), S. 108f.
Nachweise
- H. von Bruiningk, Kelch und Patene der Kirche zu Woltershausen in Hannover. In: Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahre 1907. Riga 1908, S. 107–117, hier S. 108 mit Abb. Tafel I.
- Kdm. Kreis Alfeld I, S. 303.
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 17 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0001704.
Kommentar
Aufgrund des Todesdatums Johannes Corevers (gest. vor 1423)2) ist die Inschrift auf die Zeit vor 1423 zu datieren. Auffälligerweise bezieht sie sich aber nicht auf die Stiftung einer Patene, sondern ausdrücklich auf einen Kelch. Dabei kann es sich nicht um den ebenfalls aus dem Baltikum stammenden Kelch handeln, der heute zusammen mit der Patene der ev. Gemeinde Woltershausen gehört, denn dieser wurde von Angehörigen der Familien Wettberg und Üxküll wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gestiftet, vgl. Nr. 67.