Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 7† Alfeld, Stadtmuseum 1. V. 14. Jh.

Beschreibung

Fingerring. Gold. Der Ring wurde in der südöstlich von Alfeld gelegenen Burg Hausfreden gefunden. Er befand sich um 1930 vorübergehend im Alfelder Museum,1) war dort aber zum Zeitpunkt der Aufnahme (2006) nicht vorhanden. Die Inschrift war an der Außenseite eingraviert, als Worttrenner Kreuzchen.2)

Inschrift nach Kdm. (Zeichnung).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. · MELCHIOR JAS·PAR · ISARARa)

Kommentar

Der aus der Zeichnung zu entnehmende Schriftbefund datiert die Inschrift in das 1. Viertel des 14. Jahrhunderts.3) Die Inschrift zeigt offenes C, aber geschlossenes unziales E und symmetrisches geschlossenes unziales M mit Abschlussstrich. Das M in MELCHIOR ist oben nach rechts und links mit zwei ausgreifenden Fortsätzen versehen, weiterhin sind Häkchen am Balkensporn von L und am unteren Bogenende des unzialen H angebracht.

Den nicht in der Bibel überlieferten Namen der drei heiligen Könige Melchior, Kaspar (Jaspar) und Balthasar wurden unheilabwehrende Kräfte zugeschrieben.4) In dieser apotropäischen Funktion sind sie auch vielfach auf Glocken angebracht worden.5)

Textkritischer Apparat

  1. ISARAR] Wohl fehlerhaft für BALTHASAR.

Anmerkungen

  1. Zur Provenienz heißt es in Kdm. Kreis Alfeld I, S. 161, der Fingerring befinde sich im Eigentum des Sattlermeisters Otto Heine in Kleinfreden und sei zur Zeit im Heimatmuseum in Alfeld.
  2. Beschreibung, Maße und Schriftart nach Kdm. Kreis Alfeld I, S. 161.
  3. Die zeitliche Einordnung folgt Kdm. Kreis Alfeld I, S. 161.
  4. Dass die Namen der drei heiligen Könige im Mittelalter als Textamulette und Beschwörungsformeln gegen Unwetter eingesetzt wurden, bezeichnet Martin Luther als gräulichen Missbrauch und Zauber, vgl. Martin Luther, Auslegung des ersten und zweiten Kapitels Johannis in Predigten 1537 und 1538. In: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Bd. 46. Weimar 1912, S. 628.
  5. Vgl. Walter, Glockenkunde, S. 212; Walter verweist u. a. auf die von Gerd Klinge gegossene Apostelglocke in St. Johannis in Lüneburg von 1436; s. a. DI 39 (Lkr. Jena), Nr. 14 u. 15.

Nachweise

  1. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 400.
  2. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 161 (mit Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 7† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0000708.