Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 521 Kreis- und Universitätsmuseum 1799

Beschreibung

Lade der Schustergilde. Kiefernholz, vorgeblendete Teile Eichenholz, farbig gefaßt, 1989 restauriert1). Kastentruhe mit Haltering in der Deckelmitte, je einem Tragegriff in gerahmtem Feld an den Seiten und zwei Schließriegeln an der Vorderfront zur Anbringung von Vorhängeschlössern. Auf dem Deckel in zwei gerahmten Feldern links aufgemalt ein Stiefel, rechts zwei verschieden geformte Halbschuhe. Die Vorder- und Rückseite der Lade ist jeweils durch zwei Blendarkaden gegliedert. Sie werden flankiert von kannelierten Pilastern mit Volutenkapitell auf Postament. An der Vorderfront und ursprünglich auch an den Seiten als oberer Abschluß eine zum Deckel gehörende, teilweise abgebrochene Zahnschnittleiste. In den eingetieften Feldern der Bögen vorn Inschrift A1, verteilt über beide Bogenfelder, A2 und A3 im linken bzw. rechten Feld, hinten B1 und B2 entsprechend. Inschriften aufgemalt, weiß auf rotem Grund, stark verblaßt bzw. abgeblättert.

Maße: H.: 40,5–41 cm; B.: 72 cm; T.: 47 cm; Bu.: 2,2 cm (A2), 0,3–2 cm (A3), 2 cm (B1), 1,3–1,8 cm (B2).

Schriftart(en): Antiqua.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A1

    17//99a)

  2. A2

    Johann / H[.]i[.]drich / R[......] / [.....]

  3. A3

    [ – – – ] / [..]n[....] / M[....] / ausb) / Honn[....]c)

  4. B1

    [.]arl / Gottfried / Kühne / Al[.] / [ – – – ] / Vorsteh[..]

  5. B2

    August / Rudolf / N[....]l / [ – – – ] / [ – – – ] / Vorsteh[..]

Kommentar

Die Inschrift von 1799 gehört zur dritten Fassung2) eines Inschriftenträgers, der nach seiner Ornamentik wohl in das beginnende 17. Jahrhundert zu datieren ist3). Auf einen langen Gebrauch der Lade vor der jetzigen, durch die Inschrift auf 1799 datierten Bemalung weist die Tatsache, daß die zahlreichen Abnutzungsschäden und Ornamentverluste der Truhe mit übermalt worden sind4). Bereits die erste, weiß-ocker gebrochene Farbfassung hat schwarze Buchstaben aufgewiesen5). Die Inschrift der Zweitverwendung von 1799 ist ohne Beachtung einer symmetrischen Zeilenführung aufgemalt, Wahl der Schriftart und Anordnung der Schrift passen sich nicht der klassischen Form des Inschriftenträgers an. Die Lade gibt nach Deckelbemalung – Schuhe – zu erkennen, daß sie 1799 im Gebrauch der Schustergilde gewesen ist. Der einzig sicher zu lesende Name [.]arl Gottfried Kühne läßt sich nicht identifizieren; andere Träger des Familiennamens Kühne übten indes das Schuhmacherhandwerk in Helmstedt aus6), so daß man von einer Helmstedter Provenienz der zum alten Bestand des Kreis- und Universitätsmuseums gehörenden Truhe ausgehen kann.

Textkritischer Apparat

  1. 17//99] Kat. Jahrtausend, S. 472 scheint hier offensichtlich 1709 zu lesen nach der beigegebenen Datierung der Lade „um 1709“.
  2. Das einigermaßen sicher zu lesende aus wirft Probleme auf. Während das Formular der Rückseite – Inschriften B1 und B2 – Name und Würden wie Altmeister, Vorsteher enthält, scheint aus auf eine Herkunftsbezeichnung zu deuten. Möglicherweise handelt es sich in A2 und A3 um Gesellennamen. In diesem Fall kommt auch ein anderer Heimatort als Helmstedt in Frage, vgl. die Inschrift eines Leuchters der Schustergilde von 1729 Nr. 461. Falls diese Vermutung richtig ist, wäre die heutige Rückseite der Truhe 1799 als Schauseite verstanden worden, denn hier befinden sich die höherrangigen Meisternennungen.
  3. Honn[....]] Oder Hann[....]?

Anmerkungen

  1. Vgl. Bericht der Restaurierungswerkstatt Matthias Seefried, Bremen, Exemplar im Kreis- und Universitätsmuseum Helmstedt zu Inventarkartei HE 5858.
  2. Bericht, wie Anm. 1, S. 7.
  3. Anders Kat. Jahrtausend, vgl. Anm. a.
  4. Bericht, wie Anm. 1, S. 8.
  5. Bericht, wie Anm. 1, S. 7. Konkrete Angaben dazu fehlen.
  6. Schaper, Bürgerbuch 3, S. 622ff.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 521 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0052100.