Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 509† Neumärker Str. 1, ehem. Universitätskirche 1781

Beschreibung

Grabdenkmal des Johann Jakob von Höfler1). Marmor2).

Inschrift nach Will.

  1. D(eo) O(ptimo) M(aximo) Mortale quidquid habuit heic deposuit Ioh(annes) Iacob(us) Nobilis de Hoefler Bezensteinio Francus mori coepit d(ie) XXII Febr(uarii) MDCCXIV vivere d(ie) 20 Febr(uarii) MDCCLXXXI fretus fiducia in Christum resurrectionem mortuorum exspectat

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten. Was Johann Jakob Edler von Höfler aus Betzenstein in Franken Sterbliches an sich gehabt hat, legte er hier ab. Er begann mit dem Sterben am 22. Februar 1714, mit dem Leben am 20. Februar 1781. Gestützt auf seinen Glauben an Christus erwartet er die Auferstehung der Toten.

Kommentar

Johann Jakob von Höfler3), geboren am 22. Februar 1714 als Sohn eines Pfarrers in Betzenstein, Landkreis Bayreuth, wurde 1742 in Altdorf zum Doktor der Rechte promoviert und wirkte seitdem als Advokat in Nürnberg. 1758 erhielt er einen Ruf an die Universität Helmstedt, wurde 1767 zum Geheimen Justizrat ernannt mit dem Auftrag, als Herzoglich-Braunschweig-Lüneburgischer Subdelegat bei der Visitation des Reichskammergerichts in Wetzlar tätig zu werden. In diesem Amt war er Vorgesetzter des Braunschweiger Legationssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem, den er mit seinen größtenteils wohl verleumderischen Beschwerdeschriften an den Braunschweiger Hof 1772 in den Selbstmord trieb4). Höfler erscheint in Goethes literarischer Verarbeitung des Ereignisses im „Werther“ als „der Gesandte“. 1768 in den Reichsadelsstand erhoben, kehrte Höfler 1774 nach Helmstedt zurück, ohne seine Lehrtätigkeit dort wieder aufzunehmen. Verheiratet war er seit 1746 mit Maria Margaretha Wolf, geb. Brenninger.

Die Inschrift wurde von dem Verstorbenen selbst verfaßt5). Bemerkenswert ist der Verzicht auf akademische Titel. Beigesetzt wurde er in einer Gruft an der Seite seiner vor ihm verstorbenen Ehefrau.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis auf die Inschrift verdanke ich Herrn U. Pernack, Wolfenbüttel.
  2. So die Angabe bei G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrten Lexicon, Bd. 6, 1805. In: Deutsches biographisches Archiv 547, S. 208.
  3. Zu Lebensdaten und Schriftenverzeichnissen vgl. Deutsches biographisches Archiv 547, S. 200–211, Kundert, Katalog, S. 137 und Ahrens, Lehrkräfte, S. 117f. Zu korrigieren ist nach der Inschrift das Todesdatum 22. Februar bei Jöcher, Gelehrten-Lexicon, Fortsetzung Rotermund, Bd. 2, Sp. 2036, und 22. März bei Kundert, a. a. O.
  4. Zu Einzelheiten und den Motiven für den Selbstmord vgl. I. Schikorsky, Gelehrsamkeit und Geselligkeit. Abt Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) in seiner Zeit. Hg. von K. E. Pollmann. Zur Ausstellung in der Klosterkirche Riddagshausen vom 3. September bis zum 15. Oktober 1989, Braunschweig 1989, S. 98ff.
  5. Will, wie Anm. 2. Das Folgende ebenda.

Nachweise

  1. G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrten Lexicon, Bd. 6, 1805. In: Deutsches biographisches Archiv 547, S. 208.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 509† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0050901.