Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 506 St. Stephani 1780

Beschreibung

Grabplatte der Henriette Justine Wagner, verheiratete von der Hardt. Sandstein. An der südlichen Kirchenaußenwand, zweiter Stein rechts vom Westportal. Auf der hochrechteckigen Platte leicht erhabenes, an den Ecken abgerundetes Schriftfeld. Die letzten vier Zeilen der eingehauenen Inschrift sind durch Querstrich abgetrennt. Die gleiche Flächenaufteilung auch bei der nach rechts anschließenden Grabplatte des Ehemannes der Verstorbenen Nr. 511.

Maße: H.: ca. 230 cm; B.: 110 cm; Bu.: 3,5–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskel-d.

Sabine Wehking [1/1]

  1. AETERNAE MEMORIAE / OPTIMAE MATRONAE / PIETATE CANDORE ET OMNIBUS SUI SEXUS / VIRTUTIBUS ORNATAE / HENRIETTAE IUSTINAE VON DER HARDT / RUDOLPHI CHRISTIANI WAGNERI / PHIL(OSOPHIAE) ET MED(ICINAE) D[OC]T(ORIS) MATH(EMATICAE) ET PHYS(ICAE) P(ROFESSORIS) P(UBLICI) O(RDINARII) / FILIAE NATU MINIMAE / EDITA HAEC IN LUCEM / HELMSTADII d(ie) III. IUN(II) MDCCXVIII. / NUPTA PRIMUM / d(ie) XXII. OCT(OBRIS) MDCCXLVIII / ASCANIO CHRISTOPHORO MEELBAUMIO / ECCLES(IAE) HELMST(ADIENSIS) ARCHIDIACONO / POSTEA d(ie) XXII. MAII MDCCLIX / CONNUBIO IUNCTA / ANTONIO IULIO VON DER HARDT / S(ANCTAE) TH(EOLOGIAE) DOCT(ORI) ET PROF(ESSORI) PRIM(ARIO) ACAD(EMIAE) SENIORI / ET ABBATI MICHAELSTEINENSI / SED ANNO AUSPICATISSIMI CONIUGII XXII / VITAM AMISIT / DIE XVIII SEPTEMB(RIS) MDCCLXXX / ANNO AETATIS LXIII. / DESIDERATISSIMAE CONIUGI / INTER INNUMERAS LACRYMAS / MOESTISSIMUS VIDUUS / H(OC) M(ONUMENTUM) P(ONI) C(URAVIT)

Übersetzung:

Dem ewigen Andenken an die beste Frau, ausgestattet mit frommem Sinn, Lauterkeit und allen Tugenden ihres Geschlechtes, an Henriette Justine von der Hardt, jüngste Tochter des Rudolph Christian Wagner, Doktors der Philosophie und Medizin sowie öffentlichen ordentlichen Professors der Mathematik und Physik. Sie wurde in diese Welt geboren in Helmstedt am 3. Juni 1718, zum ersten Mal verheiratet am 22. Oktober 1748 mit Askanius Christoph Mehlbaum, Archidiakon an der Kirche zu Helmstedt, danach am 22. Mai 1759 ehelich verbunden mit Anton Julius von der Hardt, der hl. Theologie Doktor und Professor primarius, Senior der Akademie und Abt von Michaelstein. Aber im zweiundzwanzigsten Jahr der sehr glücklichen Ehe starb sie am 18. September 1780 im dreiundsechzigsten Lebensjahr. Für die schmerzlichst vermißte Gattin ließ unter zahllosen Tränen der tieftraurige Witwer dieses Denkmal setzen.

Kommentar

Der in der Inschrift genannte Vater der Verstorbenen, Rudolph Christian Wagner (1671–1741), erhielt auf Empfehlung von Leibniz, dessen Privatsekretär er zwei Jahre gewesen war, 1701 in Helmstedt die Professur der Mathematik, zu der 1706 die der Physik kam1). Nach dem Erwerb des medizinischen Doktorgrades 1708 in Jena war er in Helmstedt auch als Arzt tätig. Henriette Justine ist das jüngste von fünf überlebenden Kindern aus seiner Ehe mit Katharina Maria, Tochter des Hofapothekers Ernst Leopold Andreä aus Hannover. Henriette Justines in der Inschrift genannte Ehemänner Askanius Christoph Mehlbaum2) und Anton Julius von der Hardt (vgl. Nr. 511) waren jeweils Witwer bei der Eheschließung3). Henriette Justine ist kinderlos gestorben.

Anmerkungen

  1. Lebensdaten nach ADB 44, S. 572 (Verfasser P. Zimmermann). Zu Wagners Zusammenarbeit mit Leibniz beim Bau von dessen Rechenmaschine vgl. G. Scheel, Helmstedt als Werkstatt für die Vervollkommnung der von Leibniz erfundenen und konstruierten Rechenmaschine (1700–1711). In: Braunschweigisches Jb. für Landesgeschichte 82, 2001, S. 105ff.
  2. Zu ihm Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 109, Bd. 2, S. 199, Bd. 3, S. 48.
  3. Zur Verschwägerung aller Genannten vgl. Nr. 511.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 506 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0050603.