Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 375 St. Stephani, Grabkapelle auf dem ehem. Friedhof 1701

Beschreibung

Sarg der Johanna Henrietta Eichel von Rautenkron, verheiratete von Stauff. Sandstein. Im oberen Kapellenraum (zum Bau vgl. Nr. 236), zweiter Sarg von rechts. Die sich zum Fußende hin leicht verjüngende Sargdeckelplatte zeigt im Relief Christus am Kreuz mit Titulus A, zu Füßen des Kreuzes Totenkopf über Knochen. Am Rande umlaufend Inschrift B, beginnend auf der linken Längsseite und von innen zu lesen. An der Frontseite des Sargoberteils zwei Vollwappen, auf den beiden schrägen Seitenplatten des Sargoberteils links drei Vollwappen mit – von hinten nach vorn – Beischriften C–E, rechts drei Vollwappen mit – von vorn nach hinten – Beischriften F–H, jeweils auf Schriftband. Das Sargunterteil hat an der Kopfseite und am Fußende je eine Kartusche mit den Inschriften I und J. An beiden zugestellten Längsseiten je zwei Kartuschen mit Inschriften, davon einsehbar Inschrift K in der vorderen Kartusche der linken Seite. Die u tragen übergeschriebene Striche. Inschriften eingehauen.

Maße: H.: ca. 105 cm; B.: 105 cm; L.: ca. 215 cm; Bu.: 5 cm (A), 3 cm (B–E), 4 cm (F–H), 1,5 cm (I–K).

Schriftart(en): Kapitalis (A–H), Fraktur (I–K).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) / R(EX) I(VDAEORUM)1)

  2. B

    H(ER)Ra) ANTON VLRICH V(ON) STAVIFb) FR(AV) IOHANNA HENRIETIA. V(ON) STAVFF, GEBOHRNE / EICHELINN / EDLE V(ON) RAVTENKRON, GEBOHREN D(EN) 22. DEC(E)MB(RIS) A(NN)O 1664 GESTORBE(N) D(EN) 3. DEC(E)MB(RIS) / A(NN)O 1701 ·

  3. C

    RVDOLPH WACHENSCHE / ZUR EICHE. W(APEN)

  4. D

    GEORG EICHEL. W(APEN) / ZV MARLOT

  5. E

    FRIED(RICH) EICHEL. / ZV HELLING. W(APEN)

  6. F

    HANESCHE. W(APEN)

  7. G

    HANESCHE. W(APEN)

  8. H

    PFEIFFERSCHE. W(APEN)

  9. I

    Der Wolseel(igen) / Fr(au) von Stauffen Leich=Textc). / Psalm. 37 · v. 4, 5 · / Habe deine Lust am Herrn, / der wird dir geben, wasz / dein Hertz Wün=/schet2).

  10. J

    Sap: III. / Der gerechten Sehlen / sind in Gottes / Handt / und keine Qual / rühret sie an3)

  11. K

    Psalm 116, v. 7 · 8 · 9 / Sey nun wieder Zufrieden, meine / Seele denn der Herr thut dir / guts denn du hast meine / Seele aus dem Tode / gerissen.4)

Wappen:
Eichel5), Stauff6)
Wachen zur Eiche7), Eichel (zu Marlot)5), Eichel (zu Helling)5)
Hahn8), Hahn8), Pfeiffer9)

Kommentar

Inschrift B mit dem Namen des bereits 1694 verstorbenen Ehegatten an erster Stelle ist schwer zu verstehen. Eine sinnvolle Konstruktion ergibt sich, wenn man den Namen als Genitiv, abhängig von FR(AV) versteht (vgl. Anm. a). Die angegebenen Lebensdaten der Johanna Henrietta Eichel von Rautenkron (zu deren Eltern vgl. Nr. 236) werden durch die Trauerschriften bestätigt10). Sie war verheiratet mit dem Pfandinhaber und Braunschweig-Lüneburgischen Drosten der Herrschaft Warberg, Landkreis Helmstedt, Anton Ulrich von Stauff. Seit 1694 verwitwet, hielt sie sich mit ihren drei Kindern vorwiegend in Helmstedt im Hause ihres Schwagers Johann Gotthard von Böckellen (vgl. Nr. 380 und 381) und ihrer älteren Schwester Hedwig Sophia (vgl. Nr. 451) auf. Nachdem sie ihre jüngere Schwester Augusta Sophia Charlotta von Haken (vgl. Nr. 361) bis zu deren Ende gepflegt hatte, erkrankte sie selbst. Ihre drei Kinder wurden nach ihrem Tod von dem Ehepaar von Böckellen betreut.

Textkritischer Apparat

  1. H(ER)R] Für H(ER)RN? Vgl. dazu Kommentar.
  2. STAVIF] Für STAVFF.
  3. x wie in Nr. 381 in Form eines y.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Ps. 37,4.
  3. Wsh. 3,1.
  4. Ps. 116,7–8.
  5. Wappen Eichel: zwei geharnischte Arme, die Pfeil nach oben umfassen. Neben Pfeilspitze je drei Eicheln.
  6. Wappen Stauff: wachsender Hund mit Halsband.
  7. Wappen Wachen zur Eiche: Stern über Balken. Vgl. dazu Nr. 361, Anm. 9.
  8. Wappen Hahn: Hahn.
  9. Wappen Pfeiffer: wachsender Löwe.
  10. F. Weise, Leich- und gedächtnüs=predigt welche .. bei der .. Johannen Henrietten von Stauffen .. Beerdigung .. vorgetragen wurde, o. O. und J. (Helmstedt 1702). Das Folgende ebenda.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 375 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0037508.