Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 343† St. Stephani 1697

Beschreibung

Grabdenkmal des Melchior Schmid. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes neben dem des Sohnes Johannes Heinrich Schmid Nr. 2591).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) sub hoc saxo quiescit MELCHIOR SMIDIVS s(acro)s(anctae) theol(ogiae) Lic(entiatus) graecar(um) litter(arum) in hac acad(emia) prof(essor) publ(icus) ord(inarius) philosoph(ici) ord(inis) senior varia doctrina et in docendo fidelitate cum paucis pietate cum paucioribus candore cum paucissimis comparandus Nat(us) Bunsuici XVI Iul(ii) MDCXXXIIX denatus XIII Mart(ii) MDCXCVII Docuit publ(ice) per annos XXIIXa) Anna Marg(aretha) Baumgarten et Marg(aretha) Elisabetha Smidia vidua et vnica filia mariti et patris optimi interitu moestissimae multis cum lacrimis h(oc) m(onumentum) p(oni) c(urauerunt)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Unter diesem Stein ruht Melchior Schmid, der hochheiligen Theologie Lizentiat, öffentlicher ordentlicher Professor der griechischen Sprache an dieser Universität, Senior der philosophischen Fakultät, an breitgefächerter Gelehrsamkeit und Zuverlässigkeit in der Lehrtätigkeit wenigen, an Frömmigkeit noch wenigeren, an Klarheit der Darstellung fast niemandem vergleichbar. Geboren in Braunschweig am 16. Juli 1638, verstorben am 13. März 1697, lehrte er öffentlich achtundzwanzig Jahre hindurch. Anna Margarethe Baumgarten und Margarethe Elisabeth Schmid, die Witwe und die einzige Tochter, ließen in tiefster Trauer über den Tod des besten Gatten und Vaters dieses Denkmal unter vielen Tränen setzen.

Kommentar

Melchior Schmid gehört zu der nicht geringen Zahl von Helmstedter Professoren, deren akademische Karriere sie nicht wie gewünscht über eine philosophische Professur auf einen Lehrstuhl der theologischen Fakultät führte. Der Sohn eines Braunschweiger Ratskämmerers2) hatte 1665 in Helmstedt den philosophischen Magistergrad erworben und war 1669 als Nachfolger von Johannes Horneius (vgl. Nr. 230) auf den Lehrstuhl der griechischen Sprache berufen worden. Seine Titulatur in der Inschrift verschweigt den philosophischen Magistergrad zugunsten des Lizentiaten der Theologie. Dieser Titelerwerb im Jahre 16953) blieb für Schmid beruflich bis zu seinem Tod am 13. März 1697 ohne äußere Konsequenzen.

Schmid war seit 1672 mit Anna Margarethe, Tochter des Braunschweiger Syndikus und späteren Bürgermeisters von Lüneburg, Johannes Burchard Baumgarten, verheiratet. Zum einzigen Sohn vgl. Nr. 259. Die das Grabdenkmal setzende einzige Tochter Margarethe Elisabeth Schmid heiratete 1705 den Helmstedter Professor der Theologie und Generalsuperintendenten Friedrich Weise (vgl. Nr. 452).

Textkritischer Apparat

  1. Docuit .. XXIIX] Fehlt bei Koch.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 50f.
  2. Lebensdaten nach J. Ritmeier, Nach geschehener Beerdigung Des .. Melchioris Smidii, Helmstedt 1700. Vgl. auch Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 106ff. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 209.
  3. „1694“ bei Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 107 und Ahrens, wie Anm. 2, ist zu korrigieren. Schmid wurde nach Ritmeier, wie Anm. 2, am 18. Juni 1695 unter Heinrich Wideburg zum Thema „De scripturarum sacrarum divina inspiratione“ promoviert.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 50f.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 65, Trauerschriften M. Schmid, letzter Beitrag.
  3. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 343† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0034306.