Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 289† St. Stephani 1684

Beschreibung

Grabdenkmal des Hermann Tappen. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes neben dem eines weiteren Mitglieds der Familie Tappen (Nr. 383)1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Hic quiescit studiosus iuuenis HERMANNVS M(agistri) Syluestri TAPPEN ecclesiae quae Hildesiae est ad d(omum) Andr(eae) pastoris primarii et r(euerendi) ministerii senioris filius D(omi)n(i) Günteri Gerken prouinciae episcop(atus) Hild(esheimensis) quaestoris et Annae Margarethae Satlern e filia nepos D(omini) Basilii Satleri abnepos qui probe iactis domi pietatis iuxta ac litterarum fundamentis in illustrem hanc Iuliam aetatis XIIX anno missus strenuum philos(ophiae) et s(anctae) theolog(iae) se praestitit cultorem vt ob raram industriam probitatem morumque facilitatem Deo hominibusque gratus nemini grauis singulare virtutis exemplum familiae decus et ornamentum existeret Ceterum in ipso flagranti discendi ardore febrili aestu correptus tandemque confectus d(ie) III Sept(embris) anni huius MDCLXXXIV praemature at pie decessit Natus Hildes(iae) a(nn)o MDCLXV d(ie) 5 Iul(ii) parenti auo aliisquea) cognatis tenerrimum nunc sui desiderium relinquens moestissimus pater h(oc) m(onumentum) p(oni) c(urauit)

Übersetzung:

Hier ruht der junge Student Hermann Tappen, des Magisters Sylvester Tappen, Pastor primarius an der Andreaskirche in Hildesheim und Senior des dortigen ehrwürdigen geistlichen Kollegiums, Sohn, des Herrn Günter Gerken, Stift-Hildesheimischen Landrentmeisters, und der Anna Margarethe Sattler Enkel von einer Tochter, des Herrn Basilius Sattler Ururenkel. Nachdem ihm zu Hause die Grundlagen von Frömmigkeit und wissenschaftlicher Bildung in rechter Weise gelegt worden waren, wurde er im Alter von achtzehn Jahren an diese berühmte Julia geschickt und zeigte sich als ein eifriger Verehrer der Philosophie und der hl. Theologie, so daß er wegen seines seltenen Fleißes, seiner Rechtschaffenheit und seines gefälligen Benehmens Gott und den Menschen angenehm, niemandem lästig, ein einzigartiges Beispiel der Vollkommenheit, sich als Zier und Schmuck der Familie erwies. Doch wurde er in seiner brennenden Leidenschaft für das Lernen von einer Fieberglut ergriffen und schließlich verzehrt. Am 3. September diesen Jahres 1684 verschied er viel zu früh, aber gottesfürchtig. Geboren in Hildesheim im Jahre 1665 am 5. Juli, hinterläßt er nun seinem Vater, Großvater und den anderen Anverwandten die zärtlichste Sehnsucht nach sich. Der tieftraurige Vater ließ dieses Denkmal setzen.

Kommentar

Hermann Tappen stammt aus derselben Hildesheimer Familie wie der Professor der Medizin Jakob Tappen (vgl. Nr. 271). Sein Urgroßvater Heinrich Tappen war ein Onkel des Medizinprofessors2). Hermann Tappen hatte sich am 2. Oktober 1683 in Helmstedt immatrikulieren lassen3) und war während des knappen Jahres bis zu seinem Tode am 3. September 1684 in seinem eigentlichen Studienfach Theologie so weit fortgeschritten, daß er bereits predigte4). Der Hinweis der Inschrift auf die Abstammung Tappens von Basilius Sattler, dem schon 1624 verstorbenen Obersten Superintendenten der Kirche im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (vgl. Nr. 146), wirft ein Licht auf die große Nachwirkung dieses Theologen. Bei der inschriftlich mit e filia umschriebenen Mutter des Verstorbenen handelt es sich um Anna Elisabeth Gerken, eine Tochter der genannten Sattlerenkelin Anna Margarethe5).

Textkritischer Apparat

  1. aliisque] aliisue Böhmer.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 55ff.
  2. Vgl. T. Tappen, Tappensches Familienbuch, Soest 1889, Nr. 8, 21, 38 und 70 mit Nr. 10 und 28.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 231.
  4. J. Cellarius, Bey der Beerdigung des .. Hermann Tappen, Helmstedt o. J.
  5. Wie Anm. 4.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones S. 55ff. mit Korrekturen, letzte Seite.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 289† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0028904.