Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 284† St. Stephani 1683

Beschreibung

Grabdenkmal des Andreas Fröling. Es wird von Böhmer 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes neben dem des Sohnes Johannes Thomas Fröling Nr. 294 aufgeführt1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. C(hristo) R(edemptori) s(acrum) Hic situs est ANDREAS FRÖLINGIVS academiae Iuliae philosophus ac theologus eximius huius et vicinarum ecclesiarum inculpatus et vigilans antistes pietate virtute candore optimis ingenio iudicio doctrina doctissimis comparandus exemplar fidelium in fide et caritate qui quum vtraque manu vineam domini2) excoluisset amorem venerationem ab academia atque ecclesia consequutus mortali corpore hic deposito talenti decuplo foenore collocati3) praemium recepturus animam ad gaudia domini sui praemisit Nat(us) North(eimii) a(nno) MDCXXIX IV Febr(uarii) ob(iit) a(nno) MDCLXXXIII III Aug(usti) Wunigunda Elisabetha Honackia vidua moestissima et sex liberi superstites marito et parenti opt(ime) mer(ito) cum amariss(imis) lacrimis h(oc) m(onumentum) p(oni) c(urauerunt)

Übersetzung:

Christus, dem Erlöser, geweiht. Hier ist Andreas Fröling bestattet, hervorragender Philosoph und Theologe der Academia Julia, dieser und der benachbarten Kirchen untadeliger und unermüdlich tätiger Superintendent, nach seiner Frömmigkeit, Tugend und Lauterkeit nur den Besten, nach Talent, Urteilskraft und Wissen nur Hochgelehrten zu vergleichen, ein Vorbild der Gläubigen in Gottvertrauen und Nächstenliebe. Nachdem er mit beiden Händen den Weinberg des Herrn bestellt hatte, erwarb er sich die Liebe und Verehrung von Hochschule und Kirche. Er legte seinen sterblichen Körper hier ab und schickte seine Seele in das Freudenreich seines Herrn voraus, um Lohn zu empfangen dafür, daß er mit seinem Pfund für zehnfachen Zins gewuchert hat. Geboren in Northeim im Jahre 1629 am 4. Februar, starb er im Jahre 1683 am 3. August. Wunigunde Elisabeth Honacken als tieftraurige Witwe und sechs hinterbliebene Kinder ließen dem hochverdienten Gatten und Vater unter bittersten Tränen dieses Denkmal setzen.

Kommentar

Die Angaben der Inschrift zu Geburt und Tod des Andreas Fröling werden durch die übrige biographische Überlieferung4) bestätigt. Hinter den Elogen der Inschrift verbirgt sich der nicht seltene Fall einer ausschließlich an der Universität Helmstedt verlaufenen akademischen Karriere. Fröling, Sohn eines Northeimer Ratsherrn, wurde am 14. Oktober 1648 in Helmstedt immatrikuliert5), war Hausgenosse bei Balthasar Cellarius (vgl. Nr. 240), erwarb 1653 den Magistergrad, bekam 1657 die Logikprofessur übertragen und wurde 1674 Professor der Theologie und Generalsuperintendent in Helmstedt6). Während der Säkularfeier der Universität am 16. Oktober 1676 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Theologie. Verheiratet war Fröling seit dem 9. Oktober 1660 mit der das Grabdenkmal setzenden Wunigunde Elisabeth Honacken, Tochter des Bürgermeisters und Syndikus der Stadt Northeim, Johann Honacken. Aus der Ehe gingen fünf Söhne und eine Tochter hervor. Die Grabplatte des ältesten Sohnes ist zum Teil erhalten (Nr. 294).

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 67.
  2. Anspielung auf Mt. 20,1ff.
  3. Anspielung auf Mt. 25,14ff.
  4. J. Ritmeier, Bey der Beerdigung Des .. Andreae Frölingii, Helmstedt o. J.; Programma in funere .. Andreae Frölingii, Helmstedt o. J. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 84f.
  5. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 60.
  6. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 107.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 67.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 210, Trauerschriften A. Fröling, letzter Beitrag vor Programma in funere.
  3. Koch bei Meier, Monumenta Julia.
  4. Chrysander, Ministri, S. 12.
  5. Chrysander, Diptycha, S. 243.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 284† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0028402.