Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 271 St. Stephani 1680
Beschreibung
Grabplatte des Jakob Tappen und seiner Ehefrau Ursula Riemschneider. Sandstein. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffes, erste Platte rechts vom westlichen Eingang. Im Kirchenschiff auch 1710 von Böhmer gesehen1). Auf der hochrechteckigen Platte oben in der Mitte in leicht vertieftem Feld zwei Vollwappen. Darunter die eingehauene Inschrift.
Maße: H.: 249–252 cm; B.: 153 cm; Bu.: 5–8 cm.
Schriftart(en): Versalschrift.
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SUB HOC SAXO / BEATAM RESURRECTJONEM / EXPECTAT / QUJCQUJD MORTALE HABUERUNT / JACOBUS TAPPJUS / MED(JCJNAE) DOCTOR ET PROFESSOR ORDJN(ARJUS) / FACULTATJS SUAE ET / TOTJUS ACADEMJAE JULJAE / SENJOR / NATUS ANN(O) MDCIII. D(JE) XVII. AUG(USTJ) / MORTUUS ANN(O) MDCLXXX. D(JE) X. OCTOBR(JS) / EJUSQUE CONJUX / URSULA RJEMSCHNEJDERJA / NATA ANN(O) MDCVI. D(JE) XXVIII. JUL(JJ) / MORTUA ANN(O) MDCLXXVI. D(JE) VI. SEPT(EMBRJS)
Übersetzung:
Unter diesem Stein erwartet eine selige Auferstehung, was sterblich ist an Jakob Tappen, Doktor der Medizin und ordentlichem Professor, Senior seiner Fakultät und der ganzen Academia Julia, geboren im Jahre 1603 am 17. August, gestorben im Jahre 1680 am 10. Oktober, und an seiner Gattin Ursula Riemschneider, geboren im Jahre 1606 am 28. Juli, gestorben im Jahre 1676 am 6. September.
Tappen2), Riemschneider3) |
Anmerkungen
- Böhmer, Inscriptiones, S. 12 IN SINV TEMPLI.
- Wappen Tappen: geteilt, oben Vogel mit Zweig, unten Kranz. Vgl. Zimmermann, Album, S. 419.
- Wappen Riemschneider: geteilt, oben wachsender Greif, unten zwei Pfähle.
- Lebensdaten bei Zimmermann, wie Anm. 2. Vgl. auch Triebs, Medizinische Fakultät, S. 66f. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 230.
- 17. August in der Leichenpredigt von A. Fröling, Helmstedt 1681. Dagegen 15. August in Programma in funere Jacobi Tappii, Helmstedt o. J. (1680), bei Böhmer, Memoriae professorum Helmstadiensium in medicorum ordine .. descriptae, Wolfenbüttel 1719, S. 40 und in der Kupferstichinschrift, zitiert bei Zimmermann, wie Anm. 2.
- Der Vater wurde am 1. Oktober 1592 in Helmstedt immatrikuliert, vgl. Zimmermann, Album, S. 100.
- Fröling, wie Anm. 5. Das Folgende ebenda.
- Programma in funere Ursulae Riemschneideriae, Helmstedt o. J. Das Folgende ebenda.
Nachweise
- Böhmer, Inscriptiones, S. 12.
- Querner 2.
- Henze, Helmstedt, S. 40.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 271 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0027105.
Kommentar
Jakob Tappen, Professor der Medizin in Helmstedt von 1632 bis zu seinem Tode 1680 und langjähriger Leibarzt Herzog Augusts des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel4), entstammte einer alten Hildesheimer Familie. Sein in der Inschrift angegebenes Geburtsdatum 17. August findet sich in der übrigen biographischen Literatur zu Tappen nur noch einmal. Im übrigen wird der 15. August als Geburtstag genannt5). Tappen, Helmstedter Student wie schon sein Vater6), wurde am 7. September 1630 zum Doktor der Medizin promoviert. Seine lebenslange Tätigkeit als Lehrer und angesehener praktischer Arzt in Helmstedt hat er nur unterbrochen, als er während des Dreißigjährigen Krieges an die vornehmsten Kriegshäupter zu dieser Universität und gemeiner Stadt bestem verschicket worden ist 7). Er war zweimal verheiratet. Seine einzig überlebende Tochter aus erster Ehe, Margarete Elisabeth Tappen (vgl. Nr. 383), wurde die Frau des Professors der griechischen Sprache Johannes Horneius (vgl. Nr. 230). Tappen selbst ging am 29. November 1642 eine zweite Ehe mit der auf dem Stein genannten Ursula Riemschneider ein. Sie war die Tochter des Oldenburger Rates Ludolf Riemschneider, der sich lange als Gesandter seines Fürsten am Hofe Rudolfs II. aufgehalten hat und dort geadelt worden sein soll8). Ursula Riemschneiders Schwester war verheiratet mit dem Oldenburger Hofprediger und späteren Professor der Theologie in Helmstedt, Statius Fabricius. In dessen Haus hatte Tappen seine zweite Frau kennengelernt. Jakob Tappen stiftete 1669 einen Kirchenstuhl in St. Stephani (Nr. 233).