Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 243† St. Stephani 1672

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Krautheupt. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes neben dem der Ehefrau Margarethe Hartmans (Nr. 282)1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Quaeris viator quis hic conditus IOANNES KRAVTHEVPT Misnicus huius ciuitatis primum senator post Camerarius optime meritus vir dum viueret antiqua virtute et fide2) quum pietate Deum aequitate homines sibi conciliasset in caelestem patriam vbi pacem quam sectatus est in terris demum inuenit euocatus relictis vidua liberis et nepotib(us) moestiss(imis) die XI Nouembris anni MDCLXXI annos natus LXXIV mens(es) I dies II vidua moestiss(ima) Margaretha Hartmans marito eheu desideratiss(imo) extremum hoc munus d(at)3) anno MDCLXXII

Übersetzung:

Du fragst, Wanderer, wer hier bestattet ist? Johannes Krautheupt aus Meißen, erst dieser Bürgerschaft Ratsherr, dann hochverdienter Kämmerer, ein Mann „von alter Treu und Redlichkeit“, solange er lebte, da er sich Gott durch seine Frömmigkeit und die Menschen dank seines Gerechtigkeitssinns gewonnen hatte, wurde in das himmlische Vaterland, wo er den auf Erden gesuchten Frieden endlich fand, abberufen am 11. November des Jahres 1671 im Alter von vierundsiebzig Jahren, einem Monat und zwei Tagen. Er hinterließ Witwe, Kinder und Enkel in großem Schmerz. Die tieftraurige Witwe Margarethe Hartmans erweist dem, weh, schmerzlichst vermißten Gatten diesen letzten Liebesdienst im Jahre 1672.

Kommentar

Johannes Krautheupt wurde am 9. Oktober 1597 als Sohn eines Pächters in Gotha geboren4). Er lernte in Halberstadt, Helmstedt und Braunschweig die Wissenschaft von der Handlung – so die Helmstedter Leichenpredigt – und ließ sich 1633 als Bürger und Kaufmann in Helmstedt nieder. 1648 wurde er in den Rat berufen und 1670 dessen Kämmerer. Außerdem war er Beisitzer des städtischen Schöffengerichtes und seit 1636 Vorsteher des Jürgenhospitals. Zu Ehe und Familie des Verstorbenen vgl. Nr. 282.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 103f.
  2. Vgl. H. Koch, Bey Begräbniß Des .. Hans Krautheupts, Helmstedt 1672 massen man wol .. von ihm sagen können, daß er gewesen vir antiqua virtute et fide, ein Mann von alter teutscher Treu und Redlichkeit. Die lateinische Wendung auch in Nrr. 240 und 313.
  3. hoc munus dat formelhaft nach römischen Grabinschriften, vgl. z. B. CIL 2,1753,6.
  4. Lebensdaten nach Koch, wie Anm. 2. Kochs Angabe, daß Krautheupt in Gotha geboren sei, und die Herkunftsangabe der Inschrift Misnicus scheinen sich zu widersprechen. Möglicherweise bezeichnet Misnicus hier allgemein die Herkunft aus Sachsen.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 103f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 243† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0024301.