Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 201† St. Stephani 1661

Beschreibung

Grabdenkmal der Elisabeth Elers. Es befand sich nach Böhmer 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes1). Nach der Reihenfolge der Inschriften bei Böhmer lag das Grab neben dem des Ehemannes Heinrich Hosang (vgl. Nr. 170).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Deo et memoriae sacrum ELISABETHA ELERIA Henrici Hosangi vrbis huius bene meriti consulis in XXXIX annum vxor et in XII vidua septem liberorum mater anno aetat(is) LXXIV fato meo functa heic ad latus dulcissimi mariti cubo prima dum vixi cura mihi fuit Deum venerari colere maritum educare liberos cura fuit altera domus interim meae custos alienae incuriosa2) nisi qua caritas exigebat nihil in vita tristius accidit liberorum et fidi coniugis praematuro obitu nil laetius filii in patris locum gradu et filiarum optimis viris nuptarum felici matrimonio morti proximam spes vitae immortalis sola erexit Saluete posteri salue lector et bene moriendi artem vnam maxime necessariam dum viuetis discite

Übersetzung:

Gott und dem Andenken geweiht. Ich, Elisabeth Elers, im neununddreißigsten Jahre Ehefrau, im zwölften Jahre Witwe des Heinrich Hosang, dieser Stadt wohlverdienten Bürgermeisters, Mutter von sieben Kindern, habe im vierundsiebzigsten Lebensjahr mein Schicksal vollendet und liege hier an der Seite meines so liebevollen Mannes. Meine erste Sorge, solange ich lebte, war es, Gott zu verehren; den Gatten zu betreuen und die Kinder zu erziehen, war die nächste Sorge. Bei alledem hütete ich mein Haus, ohne daß ich neugierig in ein fremdes Haus hineingeschaut hätte, außer wo es die Nächstenliebe gebot. Nichts war schlimmer in meinem Leben als der vorzeitige Tod der Kinder und des treusorgenden Ehemannes, nichts hat mich mehr erfreut als die Einsetzung meines Sohnes in das Amt des Vaters und die glückliche Ehe meiner Töchter mit sehr tüchtigen Männern. Als ich dem Tode ganz nahe war, hielt mich allein die Hoffnung auf das unsterbliche Leben aufrecht. Lebt wohl, ihr nachkommenden Generationen, lebe wohl, der du dies liest, lernt, solange ihr lebt, die Kunst, wohl zu sterben, die einzige, die unumgänglich notwendig ist.

Kommentar

Elisabeth Elers, geboren 1587 in Helmstedt3), heiratete am 15. November 1611 den späteren Helmstedter Bürgermeister Heinrich Hosang, der am 30. Juni 1650 verstarb. Bei dem von der Inschrift genannten Sohn, der zur Freude der Mutter das Amt des Vaters übernahm, handelt es sich um Konrad Hosang (vgl. Nr. 246), der 1657 wie sein Vater Bürgermeister wurde. Die erwähnten tüchtigen Schwiegersöhne waren der Stadtkämmerer Jakob Müller, verheiratet mit der älteren Tochter, und der Professor der Naturphilosophie Andreas Kinderling (vgl. Nr. 216), Ehemann der jüngeren Tochter Maria (vgl. Nr. 264). Elisabeth Elers verstarb am 29. November 1661 im Hause ihres Schwiegersohnes Andreas Kinderling, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbracht hatte.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 52f.
  2. Vgl. Programma in funere .. Elisabetae Elers, Helmstedt o. J. Suae domus amans .. alienae haut curiosa non garrula non rixosa .. sed silens pacifica (sie liebte ihr Haus .., schaute nicht neugierig in ein fremdes, war nicht geschwätzig, nicht streitsüchtig, .. sondern schweigsam und friedfertig).
  3. Lebensdaten nach B. Cellarius, Bey .. Sepultur Der .. Elisabeth Elers, Helmstedt 1662.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 52f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 201† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0020103.