Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 194† St. Stephani 1657

Beschreibung

Grabdenkmal des Heinrich Lotichius. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Eximio viro HENRICO LOTICHIO medic(inae) cult(ori) optimo consultissimi viri D(octoris) Ioannis Lotichii I(uris)c(onsul)ti et prof(essoris) olim celeberrimi filio probo candidoque pectori matris viduae dulci solatio aetatis suae anno XXXIII post n(atum) C(hristum) MDCLVII die X Apr(ilis) piissime defuncto et heic honeste sepulto saxeum hoc monumentum statuit moesta atque honorata2) mater Margaretha Mehrdorfia Tu lector vel media vita te morte cinctum cogita

Übersetzung:

Für den außergewöhnlichen Mann Heinrich Lotichius, den besten Jünger der Medizin, Sohn des über die Maßen rechtskundigen Mannes Doktor Johannes Lotichius, Rechtsgelehrten und einst hochberühmten Professors, für diese rechtschaffene und reine Seele, süßen Trost der verwitweten Mutter, der im dreiunddreißigsten Lebensjahr im Jahre 1657 nach Christi Geburt am 10. April in großem Gottvertrauen verschieden und hier ehrenvoll begraben ist, setzte seine trauernde und angesehene Mutter Margarethe Mehrdorf dieses steinerne Denkmal. Du, Leser, bedenke, daß du selbst mitten im Leben vom Tode umzingelt bist!

Kommentar

Heinrich Lotichius, geboren am 2. Dezember 1624 in Helmstedt, wurde von seinen Eltern Johannes Lotichius (vgl. Nr. 169) und Margarethe Mehrdorf (vgl. Nr. 215) mit fünf Jahren an der hiesigen Hochschule immatrikuliert. Mit achtzehn Jahren wandte er sich 1642 dem Medizinstudium zu3), das er ab 16454) in Jena fortsetzte. Nach dem Tode des Vaters 1650 blieb er, da er auch zum Haußwesen sehr geneigt, in Helmstedt bei der Mutter, um ihr an die Hand gehen zu können. Die ihm bei seiner Beerdigung am 24. April 1657 erwiesenen umfänglichen Ehrenbezeugungen, auch seitens der Universität, sprechen für das hohe Ansehen, das sein verstorbener Vater um diese Zeit noch genoß.

Drei früh verstorbenen älteren Brüdern des Toten sind die Inschriften Nrr. 135, 137 und 140 gewidmet.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 87.
  2. honorata formelhaft nach römischen Inschriftenvorbildern, vgl. ThLL 6, Sp. 2949, 83 und 2950, 3.
  3. Zimmermann, Album, S. 322, Nr. 79, Anm.; Immatrikulationsdatum ist der 21. Juni 1630. Zur Immatrikulation im Kindesalter vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. VIIf. und Kundert, Katalog, S. 92f.
  4. B. Cellarius, Bey Christlicher Begräbnis des .. Henrici Lotichii, Helmstedt 1657. Das Folgende ebenda.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 87.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 211, Trauerschriften H. Lotichius, im Anhang von Cellarius, Bey Christlicher Begräbnis des .. Henrici Lotichii, Helmstedt 1657.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 194† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0019400.