Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 185† St. Stephani 1655

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Breneccius. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. IOANNES BRENECCIVS Graecarum litterarum p(ublicus) professor pietatis candoris integritatis exemplum singulare studiorum humanitatis et linguae vtriusque ac quae his continetur diuinae humanaeque sapientiae a prima aetate strenuus cultor et per omnem vitam peritus propagator quum corpus perpetua valetudine imbecillum perpetua temperantia in LVI annum aetatis vsque fouisset animam caelo reddidit a(nno) MDCLV 18 Apr(ilis) mariti patrisque cariss(imi) exuuias Anna Hoieria coniux viduata et tres e V liberis superstites pupilli in spem beatae resurrectionis sub hoc saxo condiderunt

Übersetzung:

Johannes Breneccius, öffentlicher Professor der griechischen Literatur, ein einzigartiges Muster an Frömmigkeit, Lauterkeit und Integrität, seit seiner frühesten Jugend ein eifriger Verehrer und sein ganzes Leben hindurch ein kundiger Verbreiter humanistischer Studien, insbesondere der beiden Alten Sprachen und der in ihnen enthaltenen, Gott und den Menschen betreffenden Weisheit, gab seine Seele dem Himmel zurück im Jahre 1655 am 18. April, nachdem er seinen durch eine chronische Krankheit geschwächten Körper dank beständiger Mäßigung bis in das sechsundfünfzigste Lebensjahr lebendig erhalten hatte. Die sterbliche Hülle des innigst geliebten Gatten und Vaters setzten Anna Hoier, verwitwete Ehefrau, und drei Waisen, die von fünf Kindern überlebten, in der Hoffnung auf eine glückselige Auferstehung unter diesem Stein bei.

Kommentar

Johannes Breneccius, geboren am 9. Mai 1599 in Braunschweig2), war der erste Inhaber der Griechischprofessur nach dem Niedergang des Lehrbetriebs seit dem Pest- und Kriegsjahr 1625. Er hatte am 27. Juni 1639 in Helmstedt den Magistertitel erworben und am selben Tag die sich in der Inschrift nennende Anna Hoier, eine Braunschweiger Kaufmannstochter, geheiratet. Die Lehrstuhlübertragung war bereits ein Jahr zuvor erfolgt. Seine Tätigkeit hat wenig Spuren hinterlassen. – Die Inschrift greift in knapper Form zwei Themen des Funeralprogramms auf, zum einen, daß für Breneccius als Lehrer auch die Inhalte der Sprachen wichtig gewesen seien, zum anderen, daß die Beherrschung der Leidenschaften durch die temperantia lebensverlängernde Wirkung habe.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 111.
  2. Lebensdaten nach Programma in funere .. Ioannis Breneccii, Helmstedt 1655. Vgl. auch Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 102ff. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 34.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 111.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 185† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0018504.