Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 158† St. Marienberg 1640

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Heinsius. Nach Böhmer befand es sich 1710 in der Kirche1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Reuerendus et praestantissimus vir D(omi)n(us) M(agister) IOANNES HEINSIVS Hildeshiensis primum orientalis monasterii suburbiique per annos VII inde et huius occidentalis per annos X verbo et exemplo pastor natus MDXCVII m(ense) Maii obiit MDCXL XIX Apr(ilis) anima caelo reddita corpus hic quiescit dum resurget immortale Marito desideratiss(imo) Elisabetha Sochtingiaa) V lib(erorum) ex illo mater cum lacrimis p(osuit)

Übersetzung:

Der ehrwürdige und höchst vortreffliche Mann, Herr Magister Johannes Heinsius aus Hildesheim, zuerst sieben Jahre des östlichen Klosters und der Vorstadt, dann zehn Jahre lang auch dieses westlichen Klosters Pastor mit Wort und Vorbild, geboren 1597 im Monat Mai, verstarb 1640 am 19. April. Nachdem er seine Seele dem Himmel wiedergegeben hat, ruht sein Körper hier, bis er unsterblich auferstehen wird. Dem schmerzlichst vermißten Gatten setzte Elisabeth Söchting, Mutter seiner fünf Kinder, unter Tränen (dieses Denkmal).

Kommentar

Johannes Heinsius ist der letzte aus der Reihe der dem katholischen Kloster St. Ludgeri seit 1542 bzw. 1568 aufgezwungenen lutherischen Prediger. Sie betreuten auch die protestantische Gemeinde in dem der Stadt Helmstedt vorgelagerten Ostendorf. Im Zuge der 1629 einsetzenden Rekatholisierung der Klöster des Niedersächsischen Reichskreises wurde Heinsius Ende 1629 vom katholischen Abt auf die unter dem Patronat des Klosters stehende lutherische Pfarrei in Runstedt2) versetzt. Ab 1630 bis zu seinem Tode wirkte er als Pastor an der im Westen von Helmstedt gelegenen lutherischen Klosterkirche St. Marienberg3). Für das Jahr 1628 ist er auch unter den Rektoren der Helmstedter Lateinschule verzeichnet4). Den Magistertitel erwarb er am 12. Februar 1629 an der Universität Helmstedt, zu dieser Zeit noch mit dem Titel Pastor ad St. Ludgeri 5). Seine das Grabdenkmal setzende Ehefrau Elisabeth Söchting ist die Tochter des Pastors Heinrich Söchting aus Frellstedt, Landkreis Helmstedt, und spätere Ehefrau des Pastors Johannes Gerling aus Groß Rodensleben, Bördekreis6). Heinsius’ Name findet sich auch auf der Armenbüchse von St. Marienberg Nr. 147.

Textkritischer Apparat

  1. Sochtingia] Sochtlingia Böhmer.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 145 IN TEMPLO MARIAEBERGENSI.
  2. Vgl. dazu Römer, Helmstedt, St. Ludgeri, S. 173, S. 185 und Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 153. – Die Ortschaft Runstedt ist 1959 dem Braunkohleabbau zum Opfer gefallen.
  3. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 107, Bd. 2, S. 122.
  4. W. Knoch, Geschichte des Schulwesens, besonders der lateinischen Stadtschule zu Helmstädt, 3. Abt., Braunschweig o. J., S. 61.
  5. Zimmermann, Album, S. 318.
  6. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 84, Bd. 2, S. 301, Bd. 3, S. 33.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 145.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 158† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015807.