Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 111 Kreis- und Universitätsmuseum 16. Jh.?

Beschreibung

Sonnenuhr. Sandstein. Auf dem Gelände des ehemaligen botanischen Gartens gefunden1). Vielflächige Sonnenuhr in Form eines ungleichseitigen Würfels, dessen sechs Seiten mit mindestens dreiundzwanzig Ziffernfeldern bedeckt sind. Der Würfel stand mit einer scharfen Kante auf einem wohl säulenartigen Träger, von dem nur noch der oberste, kapitellähnliche, ornamentierte Teil erhalten ist. Der verlorene Träger dürfte über Augenhöhe hoch gewesen sein, damit auch die beiden unteren Flächen des Würfels einsichtig waren. Die Bezifferung der teils ebenen, teils gekrümmten Ziffernfelder ist in arabischen Zahlzeichen erfolgt. Ein Teil der Felder ist unbeziffert geblieben. An den Kanten des Würfels und einzelner Ziffernfelder größere Verluste im Stein. Die eingehauene Inschrift befindet sich an einer der beiden unteren Seitenflächen am oberen Rand, links und rechts eines gekrümmten Ziffernfeldes.

Maße: H.: 21 cm; B.: 24,5 cm; T.: 18 cm; Bu.: 1,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. SE//RIO

Übersetzung:

Mit Ernst.

Kommentar

Zinner hält es für möglich, daß der Universitätsgründer Herzog Julius auch diese Sonnenuhr – wie das astronomische Gerät Nr. 71 – der Universität geschenkt hat2). Dem folgt die hier vorgeschlagene Datierung. Die kurze und daher schwer deutbare Inschrift nimmt den Platz des an Sonnenuhren häufig anzutreffenden Sinnspruches ein. Hingewiesen wird an dieser Stelle gern auf die Flüchtigkeit der Zeit und des Lebens, so z. B. Vt hora sic fugit uita (wie die Stunde, so flieht das Leben) auf einer Fenstersonnenuhr des Johannes Murr (1556–1641)3). Verbreitet war SERIO in der allgemeinen Devise sero sed serio (spät, aber mit Ernst)4). Es liegt nahe, SERIO hier im Zusammenhang mit der Anzeige der schnell verrinnenden Zeit als Mahnung zu einer entsprechenden Lebensführung zu verstehen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Karteikarte des Museums, Inventarnr. HE 7511. Die Karteikarte wurde 1928 angelegt.
  2. Zinner, Instrumente, S. 398f.
  3. Abgebildet bei Zinner, Instrumente, Tafel 49, 1. Zur allgemeinen Erscheinung von Sinnsprüchen auf Sonnenuhren vgl. ebenda, S. 134f.
  4. Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 292. Dort allerdings kein Beleg für die Anbringung auf einer Sonnenuhr.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 111 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0011104.