Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 101† St. Marienberg 1595

Beschreibung

Grabdenkmal des Ludwig von der Hecke, überliefert in drei Abschriften des 17. Jahrhunderts1).

Inschrift nach Ms. Göttingen.

  1. A(nn)o Christi 1595 die (Septem)bris 14 post sextam vespertinam pietate et virtute praestans vir D(omi)n(us) Ludovicus von der Hekke felici obitu ex hac vita in coelestem commigravit postquam huic monasterio annos XIV cum collega (prae)stantissimo viro D(omi)no Melchiore Reichardes duos sol(us) autem XII annos (prae)fuisseta) anno aetatis LIV C(ui)(us) a(n)i(m)a sit in benedictione et requie

Übersetzung:

Im Jahre Christi 1595 am 14. Tag des September nach der sechsten Stunde der Vesper wanderte der sich durch Frömmigkeit und Tugend auszeichnende Mann Herr Ludwig von der Hecke im vierundfünfzigsten Lebensjahr2) in einem glückseligen Tod aus diesem Leben in das himmlische hinüber, nachdem er diesem Kloster insgesamt vierzehn Jahre, davon zwei mit einem Kollegen, dem höchst vortrefflichen Mann, Herrn Melchior Reichardes, allein jedoch zwölf Jahre vorgestanden hatte. Seine Seele sei gesegnet und finde Ruhe.

Kommentar

Nach Auskunft der Inschrift ist von der Hecke 1541/42 geboren worden und wirkte seit 15813) als designierter Propst zusammen mit seinem Vorgänger Melchior Reichardes, seit 1583 als alleiniger Propst am seit 1568/69 reformierten Kloster. Eine zeitweilige Doppelbesetzung des Propstamtes hat in Marienberg in vorreformatorischer Zeit des öfteren stattgefunden. Der Nachfolger wurde bereits während der Amtszeit des alten Propstes vom Konvent gewählt und vom Patronatsherrn, dem Abt von Werden und Helmstedt, bestätigt, vermutlich um Vakanzen zu vermeiden4). Die Inschrift gibt einen Hinweis darauf, daß auch nach Einführung der Reformation, als das Recht zur Einsetzung des Propstes an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel übergegangen war5), das Verfahren sich noch an den bisherigen Gewohnheiten orientiert hat.

Textkritischer Apparat

  1. (prae)fuisset] profuisset Ms. Hannover.

Anmerkungen

  1. Zu den Quellen und ihrer Datierung vgl. S. 23f. der Einleitung.
  2. Oder „im Alter von vierundfünfzig Jahren“? Zur Übersetzung von aetatis vgl. S. 35f. der Einleitung.
  3. Die Daten in der Pröpsteliste bei Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 361, sind zu beiden Pröpsten entsprechend zu ergänzen. Zu korrigieren ist dort die Namensschreibweise Beichers/Beichardt für Reichardes.
  4. Vgl. dazu Strauß, Marienberg, S. 69ff.
  5. Strauß, Marienberg, S. 72.

Nachweise

  1. Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 8° Cod. Ms. hist. 499, Bl. 85r.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover Ms. XXIII 583, Bl. 13v.
  3. HAB Wolfenbüttel Cod. Guelf. 227 Extrav. 4°, Bl. 280r.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 101† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0010108.