Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 97 Kreis- und Universitätsmuseum 1590 o. später

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel. Öl auf Leinwand. Das Bild hing 1896 im östlichen Nebenraum der Bibliothek im oberen Stockwerk des Juleums1). Kopfbild, der Porträtierte vor dunklem Hintergrund, leicht nach rechts gewendet, mit weißgrauem Vollbart, das weiße Haupthaar weitgehend bedeckt von Hut mit teilweise nach oben gebogener Krempe und faltiger Ausbeulung am zylinderförmigen Teil rechts oben, in schwarzem Obergewand mit schmalem, weißem Kragen samt zwei Bändern unter dem Kinn über schmalem, dunkelbraunem Pelzkragen. Die Konturen des Hutes sind ebenso wie die tiefen Gesichtsfalten mit breitem Strich markiert. Die Inschrift links und rechts des Hutes viereinhalbzeilig aufgemalt, gold auf dunklem Grund.

Maße: H.: 38 cm; B.: 32 cm (ohne Rahmen); Bu.: 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (Zeile 1–2) mit Fraktur (Zeile 3–4).

Sabine Wehking [1/1]

  1. V(ON) G(OTTES) // G(NADEN) I(VLIVS) H(ERZOG) / Z(V) B(RAVNSCHWEIG) // V(ND) L(VNEBVRG) / Seine[s]a) // alldtess / 60 // Jar. / ·1·5·90·

Kommentar

Herzog Julius (29. 6. 1528 bis 3. 5. 15892)) war 1588/89 sechzig Jahre alt und 1590, als das Bild bzw. das ihm zugrunde liegende Original entstand, bereits tot. Im selben Jahr 1590 ließ die Gemahlin des Verstorbenen, Hedwig von Brandenburg, in der Schloßkapelle zu Hessen, Landkreis Halberstadt, durch Hans Vredeman de Vries einen inschriftlich datierten Altar ausmalen, auf dessen Seitentafeln die herzogliche Familie und darin Herzog Julius in Lebensgröße dargestellt sind3). Das Helmstedter Porträt des Herzogs Julius ist nach Auskunft der Inschrift ebenfalls 1590 gemalt oder geht auf eine 1590 entstandene Vorlage zurück. Als Vorlage in Frage kommt das Hessener Juliusbildnis4). Gemeinsame Merkmale sind – neben Datierung und Angaben zum Alter des Abgebildeten – die Darstellung des Herzogs im Viertelprofil nach halbrechts in fortgeschrittenem Alter mit weißgrauem Haupt- und Barthaar und tief eingegrabenen Gesichtsfalten, die detailgleiche Gestaltung des doppelten Kragens und die schlichte Bekleidung mit schwarzem Mantel, im Helmstedter Bild nur aus der Schulterpartie zu erschließen. Auf anderweitige Vorlagen weist der oben beschriebene Hut. Er findet sich auch auf einem undatierten Juliusporträt im Städtischen Museum Braunschweig5), das im übrigen wie das Helmstedter Bild in der Physiognomie dem Hessener Typ folgt.

Textkritischer Apparat

  1. Seine[s]] s ergänzt nach Meier. Sichtbar ist ein Schaft bis zur Oberlinie des Mittellängenbereichs.

Anmerkungen

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 91.
  2. Vgl. zu ihm NDB 10, S. 654.
  3. Dieser Teil des Altars befindet sich jetzt als Dauerleihgabe der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in Wolfenbüttel im Museum im Schloß. Zu den Gemälden des Altars und dessen wechselvoller Geschichte vgl. Kat. Hofkunst, S. 35ff. mit Abb.
  4. Zu weiteren in der Literatur bekannten Juliusbildnissen vgl. Kat. Hofkunst, S. 34f. – Vgl. auch das zweite Helmstedter Juliusporträt Nr. 462.
  5. Abb. in Kat. Staatsklugheit, Titelblatt. Es wird dem Braunschweiger Hofmaler Jakob Kracht zugeschrieben, der im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts eine Porträtreihe Braunschweiger Herzöge malte, vgl. Thieme/Becker, Bd. 21, S. 374.

Nachweise

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 91.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 97 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0009709.