Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 63 St. Marienberg 1569

Beschreibung

Grabplatte des Rutger Elias. Kalkstein1). Im südlichen Kreuzgang an der nördlichen Außenwand befestigt. Im Innenfeld Darstellung des Verstorbenen in beinah Lebensgröße im Relief. Seine Gesichtszüge sind abgetreten, erkennbar sind Vollbart und flache Kappe. Er ist bekleidet mit knielangem Umhang, die Hände halten ein Buch, die Beine sind ohne Füße dargestellt. Das Grabdenkmal wird von zwei abgetreppten Leisten gerahmt, von denen die innere Inschrift A trägt. Die linke untere Ecke des inneren Rahmens ist ausgespart. Dort das erhaben ausgeführte Wappen des Verstorbenen. Am oberen Schildrand Inschrift B. Inschriften eingehauen.

Maße: H.: 191,5–198,5 cm; B.: 100 cm; Bu.: 7,5 cm (A), 2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    AN(N)O · M · D · LXIX · II · MAII · OBIIT IN / C(H)R(IST)Oa) · R(EVERENDVS) · AC · P[IV]S [D(OMI)NV]S · / RVTGERVS · ELIAS · P(RAE)POSIT(VS) · CVI(VS) · A(N)I(M)A · Q(VIESCAT) · IN · PA/CE · AETAS · [..]b)

  2. B

    T(V) · M(EA) · C(HRISTE) · S(ALVS)c)

Übersetzung:

Im Jahre 1569 am 2. Mai verstarb in Christus der ehrwürdige und fromme Herr Rutger Elias, Propst. Seine Seele ruhe in Frieden. Sein Alter war .. (A)

Du, Christus, (bist) mein Heil. (B)

Versmaß: Erste Hälfte eines Pentameters (B).

Wappen:
Elias2)

Kommentar

Das Tausender-Zahlzeichen M ist als symmetrische, offene, unziale Majuskel mit unten beidseitig nach außen umgebogenen Bogenenden gearbeitet. Die Verwendung von Kürzungszeichen – u. a. R mit rechtsschrägem Strich durch die Cauda für REVERENDVS, us-Haken – und aus dem spitzovalen O entwickelte sechseckige O rücken die Inschrift in die Nähe der Rutger Elias gewidmeten Kanzelinschrift Nr. 65.

Rutger Elias ist der letzte in der katholischen Zeit des Klosters amtierende Propst. Über seine persönlichen Lebensumstände ist wenig bekannt. Nach einer Bemerkung des Helmstedter Professors Heinrich Meibom d. Ä. (1555–1625) in seiner Chronik des Klosters Marienberg kam er – wie Meibom selbst auch – aus Lemgo3). 1552 ist er als Rektor eines Altares in St. Stephani bezeugt4). Die Dauer seiner Amtszeit als Propst ist unterschiedlich überliefert – dreißig Jahre in der kopialen Überlieferung der Inschrift, an die 27 Jahr bei Meibom5) und achtundzwanzig Jahre nach einer Pröpsteliste, abgedruckt im Anhang ebenda6). Die Differenzen gehen möglicherweise auf eine uneinheitliche Definition von Amtszeit zurück, die ihre Ursache darin haben könnte, daß Rutger Elias vielleicht – wie in Marienberg mehrfach belegt7) – bereits während der Amtszeit seines Vorgängers gewählt worden ist.

Textkritischer Apparat

  1. IN / C(H)R(IST)O] Fehlt in der kopialen Überlieferung.
  2. AETAS · [..]] AETAS 68 praefuit annos 30 gesamte kopiale Überlieferung. Für den Zusatz ist nicht genug Platz auf dem Stein. AE in AETAS erhaben ausgeführt.
  3. Aufgelöst nach der unter dem gleichem Wappen notierten Devise des Theodoricus Elias, Notarius publicus, von 1594, in NStA Wolfenbüttel 4 Alt 3 Marbg. Nr. 1802.

Anmerkungen

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 51.
  2. Wappen Elias: Hausmarke (Anhang 2, H1).
  3. Meibom, Marienberg, S. 80.
  4. Strauß, Marienberg, S. 157.
  5. Meibom, Marienberg, S. 82.
  6. Meibom, Marienberg, S. 84.
  7. Strauß, Marienberg, S. 69ff. Vgl. auch Nr. 101.

Nachweise

  1. Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 8° Cod. Ms. hist. 499, Bl. 84v.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover Ms. XXIII 583, Bl. 13r.
  3. HAB Wolfenbüttel Cod. Guelf. 227 Extrav. 4°, Bl. 279v.
  4. Leuckfeld bei Meibom, Marienberg, S. 82 (A).
  5. Meier, Kunstdenkmäler, S. 51 (B).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 63 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0006303.