Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 505 Kreis- und Universitätsmuseum 1779, 1782

Beschreibung

Türflügel aus einer Studentenstube. Holz. Aus dem Haus Magdeburger Str. 1, seit 1964 im Museum. Auf der einseitig mit Graffiti beschrifteten Tür zwei aufgelegte Füllungsfelder oben und unten. Inschrift A auf dem Streifen über dem oberen Feld, Inschrift B im oberen Feld selbst, Inschriften C und D auf dem Randstreifen rechts über dem nicht mehr erhaltenen Türschloß. Inschriften eingeritzt. Unter Inschrift A Zeichen einer studentischen Verbindung1).

Maße: H.: 193 cm; B.: 89 cm; Bu.: 2 cm (A, D), 1,5 cm (B), 1,5–2,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C, D), Kapitalis mit Minuskel (B).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    BOEHME

  2. B

    I(OHANNES) F(RIDERICVS) G(OTTLIEB)a) RVEDEMANN BRVNOVICENSIS S(ACRO) S(ANCTAE) Th(EOLOGIAE)b) / Cand(idatus) 1779 ·

  3. C

    VIB / BOE[H]ME / 1782

  4. D

    HUHLE

Kommentar

Das Haus Magdeburger Str. 1 (vor 1957 Bahnhofstr. 1) wird in den Akten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschiedentlich genannt im Zusammenhang mit Aktivitäten von Verbindungsstudenten2). Johannes Friedrich (Gottlieb?) Ruedemann aus Ahlum, Landkreis Wolfenbüttel, ließ sich am 25. April 1776 als Student der Theologie immatrikulieren3). Bemerkenswert ist sein durch das Verbindungszeichen öffentlich abgelegtes Bekenntnis zu einer der um diese Zeit verbotenen Verbindungen. Johann Ludwig Huhle hatte bei seiner Immatrikulation am 2. Oktober 1788 als Studienfach Theologie angegeben. Er stammte aus Magdeburg und hatte vor der Immatrikulation das Pädagogium in Helmstedt besucht4). Die sich hinter den Inschriften A und C verbergende Person ließ sich nicht identifizieren.

Textkritischer Apparat

  1. Die Auflösung von G ist ein Vorschlag. Der Matrikeleintrag gibt als dritten Vornamen Theophilus (= Gottlieb) an, Matrikel Helmstedt Bd. 3, S. 255.
  2. Th(EOLOGIAE)] h eingestellt in T.

Anmerkungen

  1. Doppel-F (spiegelverkehrtes F ligiert mit normalem F), darunter V. Doppel-F wurde von den Schwarzen Brüdern bzw. älteren Harmonisten als Geheimzeichen verwendet, vgl. Abb. bei A. Dressel, Die Landsmannschaften und Studentenorden an der Universität Helmstedt. In: Jb. des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 14, 1915/16, S. 113–160, hier S. 132. Auflösung hier: Vivant fratres fideles? Das Zeichen findet sich nicht in der materialreichen Untersuchung zu in Helmstedt verwendeten Geheimzeichen von W. Richter, Akademische Orden in Helmstedt, Braunschweigisches Jb. 57, 1976, S. 49ff. – Angaben zur Herkunft des Türflügels nach Inventarkartei HE 3712/13.
  2. M. Asche, Der akademische Senat und die studentischen Verbindungen an der Universität Helmstedt im 18. Jahrhundert. In: Braunschweigisches Jb. 45, 1964, S. 71ff., hier S. 84 mit Anm. 60, S. 87 mit Anm. 76. Zur ablehnenden Haltung der Universität gegenüber den Verbindungen vgl. ebenda, S. 74ff.
  3. Wie Anm. a.
  4. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. 283.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 505 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0050506.