Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 490† St. Stephani 1762

Beschreibung

Grabschrift des Gottfried Ludwig Mencke und seiner ersten Frau Marianne Elisabeth Zoller. Der Text gehört zu der auf Seite 26f. der Einleitung vorgestellten Gruppe von Grabschriften, deren inschriftliche Ausführung nicht bezeugt ist, aber nach den Überlieferungsumständen mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Der Standort St. Stephani ergibt sich aus dem Kirchenbucheintrag1).

Inschrift nach Cm 65.

  1. TVMVLVS I(VRIS)C(ONSVL)TI ET ANTECESS(ORIS) IN HAC ACAD(EMIA) PRIMARII FACVLT(ATIS) IVRID(ICAE) ORDINARII GODOFREDI LVDOVICI MENCKENII QVEM LIPSIAE NATVM VITEMBERGA DOCTRINA EXCOLVIT LIPSIA CELEBRITATE NOMINIS AVXIT HELMSTADIVM HONORIBVS AMPLISSIMIS ORNAVIT VIXIT ANNOS L MENS(ES) V DIES VII OBIIT D(IE) XXIV OCTOBR(IS) MDCCLXII VXORVM PRIOR MARIANA ELISABETA ZOLLERA HIC ADQVIESCIT ALTERA LVDOVICA MARIA WITTIA QVAE QVINQVIES PATREM FECIT MARITO DESIDERATISSIMO HOC MON(VMENTVM) POS(VIT) CVM LACRIMIS

Übersetzung:

Grabhügel des Rechtsgelehrten und Ersten Rechtslehrers an dieser Hochschule, des Ordinarius der juristischen Fakultät Gottfried Ludwig Mencke. Ihn, der in Leipzig geboren wurde, förderte Wittenberg in seiner Gelehrsamkeit, Leipzig versah ihn mit einem gefeierten Namen, Helmstedt ehrte ihn mit den höchsten Auszeichnungen. Er lebte fünfzig Jahre, fünf Monate und sieben Tage und starb am 24. Oktober 1762. Von seinen Ehefrauen ruht die erste, Marianne Elisabeth Zoller, hier. Die zweite, Luise Maria Witte, die ihn fünfmal zum Vater machte, hat dem schmerzlichst vermißten Gatten unter Tränen dieses Denkmal gesetzt.

Kommentar

Gottfried Ludwig Mencke gehört einer namhaften Gelehrtenfamilie an2). Geboren am 17. Mai 17123) als Sohn des Juristen Gottfried Ludwig Mencke und der Christiana Maria Zoller in Leipzig, erwarb er am 12. Juli 1737 in Wittenberg den juristischen Doktorgrad, wurde 1748 außerordentlicher Professor der Rechte in Leipzig und 1749 ordentlicher Professor in Helmstedt. Den in der Inschrift geführten Titel FACVLTATIS IVRIDICAE ORDINARIVS erhielt er auf eigenes Betreiben als Leiter des Helmstedter Spruchkollegiums am 29. Juni 1756 vom Herzog zugesprochen4). Mencke war in erster Ehe seit 1747 verheiratet mit einer Verwandten mütterlicherseits, der in der Inschrift genannten Marianne Elisabeth Zoller5). Nach deren Tod heiratete er 1751 die das Grabdenkmal setzende Luise Maria, Tochter des Seniors des Gandersheimer Stiftskollegiums Anastasius Witte. Über den ältesten Sohn aus dieser Ehe, Anastasius Ludwig, einen zeitweilig einflußreichen preußischen Diplomaten und Verwaltungsreformer6), ist Mencke Urgroßvater Otto von Bismarcks7). Das Grabdenkmal einer weiteren in Helmstedt verheirateten Tochter des Anastasius Witte, der Anna Sabina Christina Cuno, ist erhalten (Nr. 515).

Anmerkungen

  1. Gottfried Ludwig Mencke wurde am 28. Oktober 1762 zu St. St(ephani) begraben, NStA Wolfenbüttel 1 Kb 609, S. 380.
  2. Vgl. NDB 17, S. 33ff.
  3. Lebensdaten nach Memoriam .. Godofredi Ludovici Menkenii .. Prorector et Senatus Academiae Juliae Carolinae civibus et posteritati commendant, o. O. und J. (Helmstedt 1763). Vgl. auch ADB 21, S. 312, Kundert, Katalog, S. 142 und Ahrens, Lehrkräfte, S. 160. Bei Kundert und Ahrens ist als Vater Lüder Mencke genannt. Lüder Mencke war der Großvater des Verstorbenen.
  4. Vgl. zum Vorgang Schikora, Spruchpraxis, S. 117.
  5. Memoriam, wie Anm. 3, S. 41. Das Folgende ebenda.
  6. Zu ihm NDB 17, S. 35f.
  7. ADB 21, S. 314.

Nachweise

  1. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 65, Trauerschriften G. L. Mencke, letzter Beitrag.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 490† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0049003.