Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 458 Juleum 1726 o. später

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Polykarp Leyser. Öl auf Leinwand. Im Bibliothekssaal an der Westwand, erstes Bild von Süden. Bei einer Restaurierung Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erhielt es den jetzigen Rahmen1). Brustbild, der Porträtierte vor dunkelbraunem Hintergrund, mit Allongeperücke, schwarzem Obergewand über weißem, von Rüschen besetztem Hemd und mit weißem Halstuch. Unterhalb der Schultern dunkelrot glänzende Stoffdrapierung. Die gemalte Inschrift auf dem unteren Rand des Bildes, gold auf schwarzem Grund.

Maße: H.: 92 cm; B.: 67 cm (ohne Rahmen); Bu.: 1,2–3,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. POLYCARP(VS) LEYSER / IVR(IS) MED(ICINAE) & PHILOS(OPHIAE) DOCTOR POES(EOS) & HISTOR(IARVM) / P(ROFESSOR) P(VBLICVS) O(RDINARIVS) IN ACAD(EMIA) IVLIA.

Übersetzung:

Polykarp Leyser, Doktor der Rechtswissenschaft, Medizin und Philosophie, öffentlicher ordentlicher Professor der Dichtkunst und Geschichte an der Academia Julia.

Kommentar

Nach der in der Inschrift aufgeführten Titulatur kann das Bild nicht vor dem Ende des Jahres 1726 entstanden sein, denn Polykarp Leyser (1690–1728) erhielt erst zu diesem Zeitpunkt die genannte Professur der Geschichte übertragen2). Polykarp Leyser (IV.), Sproß einer bekannten protestantischen Gelehrtenfamilie3), hatte in Wittenberg den Magistergrad erworben, war 1718 in Helmstedt zum außerordentlichen, 1719 zum ordentlichen Professor der Poesie ernannt worden und hatte sich während einer Beurlaubung 1722 in Straßburg zum Doktor der Medizin und der Rechtswissenschaften promovieren lassen. Bleibendes Verdienst des früh Verstorbenen ist seine in mehreren Veröffentlichungen ausführlich begründete Kritik an der humanistisch geprägten Mittelalterverachtung seiner Zeit4).

Leyser ist Schwiegersohn von Johann Andreas Schmidt, dessen Porträt von 1731 (Nr. 464) unweit des seinen hängt.

Anmerkungen

  1. Frdl. Auskunft des Leiters der Ehem. Universitätsbibliothek Helmstedt, Herrn R. Volkmann.
  2. Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 123, Lebensdaten S. 129ff. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 142f.
  3. Zur Familie vgl. NDB 14, S. 435f.
  4. Dazu H. Zimmermann, „De medii aevi barbarie“. – Ein alter Gelehrtenstreit. In: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für H. Löwe, hg. von K. Hauck und H. Mordek, Köln/Wien 1978, S. 650ff.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 458 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0045802.