Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 457 St. Ludgeri 1724

Beschreibung

Portalaufsatz. Portalgiebel. Sandstein. Am Nordflügel der Konventsgebäude. Inschrift A über Eingang im Innenhof auf querrechteckiger, mit Rollwerk eingefaßter Platte unter Wappenschild mit Mitra, gekreuzten Abtsstäben und Schwert. Inschrift B in gebrochenem Rundgiebel des Eingangs an der Ostseite in Kartusche unter Vollwappen. Inschriften eingehauen und farbig gefaßt.

Maße: Bu.: ca. 7–8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kapitalis mit Antiqua (B).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    SVB R(EVERENDISSI)MO ET PERILLVSTRI DOMINO D(OMI)NO / THEODORO S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) LIBERARVM ET EXEMPTARVM / ECCLESIARVM WERDINENSIS ET HELMSTADIENSIS / ABBATE HANC ALAM EXSTRVXIT / BENEDICTVS DE GEISMAR / IMPERIALIS ECCLESIAE S(ANCTI) LVDGERI PRAEPOSITVS / 1724

  2. B

    BENEDICTVS de GEISMAR / PRAEPOSITVS CONSTRVXIT / 1724.

Übersetzung:

Unter dem ehrwürdigsten und erlauchten Herrn, Herrn Theodor, des Hl. Römischen Reiches Abt der freien und exempten Stifte Werden und Helmstedt, erbaute Benedikt von Geismar, Propst des kaiserlichen Stiftes St. Ludgeri, diesen Flügel 1724. (A)

Propst Benedikt von Geismar erbaute (dies Gebäude) 1724. (B)

Wappen:
Abt Theodor Thier1), Propst Benedikt von Geismar2)

Kommentar

Die Nachfolger des Propstes Verbockhorst (vgl. Nr. 428), Ernst Stiefken (1721–23) und Benedikt von Geismar (1723–28), setzten den von Verbockhorst begonnenen Neubau der Konventsgebäude mit der Errichtung des Nordflügels fort. Im Erdgeschoß enthält er einen Huldigungssaal, den sog. Kaisersaal, geschmückt mit den Bildnissen Karls VI. und seiner Gemahlin, der Braunschweiger Prinzessin Elisabeth Christine. Er ist neben dem Türkentor (Nr. 447) ein weiteres Zeugnis für den Willen der bauenden Pröpste, die Reichsunmittelbarkeit des Klosters auf jede mögliche Art zu betonen. Der sich in den Inschriften nennende Propst Benedikt von Geismar wirkte nach seiner Helmstedter Amtszeit von 1728 bis 1757 als Abt in Werden3) und begann dort den Neubau der Werdener Abteianlage.

Anmerkungen

  1. Wappen Abt Theodor Thier: quadriert durch Kreuz, Herzschild gekreuzte Abtsstäbe. 1. und 4. Doppeladler, 2. und 3. Andreaskreuz, bewinkelt von vier Kugeln. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, 5. Abt., 2. Reihe, ND Bd. 8, S. 26.
  2. Wappen Propst Benedikt von Geismar: gespalten und halbgeteilt, r. gekreuzte Abtsstäbe, l. oben wachsender Adler, unten Rad. Vgl. Siebmacher, wie Anm. 1.
  3. Alle Daten nach Römer, Helmstedt, St. Ludgeri, S. 189, S. 191.

Nachweise

  1. Behrends, Diplomatarium, S. 213 (A), S. 212 (B).
  2. Henze, Inschriften Ludgeri, S. 93.
  3. Kapp, Kunstinventar Ludgeri, Bau- und Datierungsinschriften, S. 31f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 457 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0045705.