Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 454 St. Stephani 1724
Beschreibung
Epitaph der Clara Catharina Cammann. Sandstein. An der nördlichen Kirchenaußenwand, vierter Stein rechts vom Ostportal. In diesem Bereich befand er sich auch 18961). Unter halbrundem Giebel hochrechteckige Schrifttafel, an den Seiten Rollwerk- und Pflanzenornamente. Unter der Tafel Konsole mit Totenkopf auf gekreuzten Knochen. Starke Steinverluste an der Rahmung auf der linken Seite. Inschrift eingehauen.
Maße: H.: ca. 265 cm; B.: ca. 155 cm; Bu.: 5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
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HIC / VITAM EXPECTAT / MATRONA / VIRTUTUM NITORE CLARA / CLARA2) CATHARINA CAMMANNIA / QVAE / VITAM INGRESSA / DIE XIV AVG(VSTI) MDCXLVII / POSTQVAM / D(OMI)NI DANIELIS DINGELSTEDII / PASTORIS KÖCHINGENSIS / CVI / FEDERE SACRO IVNCTA / MORTEM / [PE]R XXXIV ANNOS DOLVIT / VIDVA / VITAM EGRESSA / DIE IX MAII MDCCXXIV / MATRI / [HO]C PIETATIS MONVMENTVM / POSVIT / FILIVS / D[A]NIEL [IORDAN] D[ING]ELSTEDT / C. A. I. T. G. E. C(ONSVL) H(ELMSTADIENSIS) SC(VLTETVS) D(VCALIS)a)
Übersetzung:
Hier erwartet Clara Catharina Cammann, eine Frau, klar2) im Glanz ihrer guten Eigenschaften, das Leben. Sie begann es am 14. August 1647 und schied daraus, nachdem sie vierunddreißig Jahre lang den Tod des Herrn Daniel Dingelstedt, Pastors in Köchingen, dem sie im Sakrament der Ehe verbunden war, als Witwe betrauert hatte, am 9. Mai 1724. Seiner Mutter setzte dieses Denkmal der Kindesliebe ihr Sohn Daniel Jordan Dingelstedt, [...] Bürgermeister in Helmstedt und herzoglicher Gerichtsschultheiß.
Textkritischer Apparat
- Der erste Teil der Titelabkürzung ist nicht eindeutig lesbar. Querner las C. A. I. T. G. L., Schultz CATGE. Dingelstedt führt in Nr. 455 u. a. den Titel Tribunalis Gvelphici Assessor Ordinarius. Danach steht A. I. T. G. E. möglicherweise für ASSESSOR IN TRIBUNALI GVELPHICO ET. Die Auflösung der anschließenden Buchstaben erfolgt nach Dingelstedts Titulatur in einem Glückwunschgedicht zum Namenstag, vgl. J. T. Buhler, Als die Hochbeglückten .., Helmstedt o. J. (1719) und nach dem von Dingelstedt in Nr. 455 geführten Titel.
Anmerkungen
- Meier, Kunstdenkmäler, S. 71.
- Die Namensallusion CLARA CLARA läßt sich im Deutschen nur eingeschränkt nachahmen.
- Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 126. Das dort für Dingelstedt angegebene Todesjahr 1686 stimmt nicht mit der von der Inschrift errechneten vierunddreißigjährigen Witwenzeit der Clara Catharina Cammann überein. Nach der Inschrift wäre der Ehemann erst 1690 verstorben.
- Freist/Seebaß, wie Anm. 3.
- Entsprechend sind die Personalangaben zu Cammann und Dingelstedt bei Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 59, S. 68 und Bd. 3, S. 21 zu ergänzen.
- Immatrikuliert am 2. April 1696 als Köchinga-Brunsvicensis, vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. 41.
- Vgl. Schaper, Bürgerbuch 1, S. 199. 1727 ging er als Tribunalrat in schwedische Dienste nach Wismar.
Nachweise
- Querner 2.
- Schultz, Grabmale 1963, S. 107.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 454 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0045404.
Kommentar
Der Ehemann der Verstorbenen, Johann Daniel Dingelstedt, war von 1676 bis zu seinem Tode 1686 Pastor in Köchingen, Gemeinde Vechelde, Landkreis Peine3). Dort hatte von 1642 bis 1671 ein Georg Gerhard Cammann als einer seiner Vorgänger gewirkt4). Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist er der Vater der Clara Catharina Cammann5). Die Beziehung der Verstorbenen zu Helmstedt kam über den das Grabdenkmal setzenden Sohn Daniel Jordan Dingelstedt zustande. Er hatte in Helmstedt studiert6), lebte hier als Hofgerichtsassessor, Gerichtsschultheiß und zeitweiliger Erster Bürgermeister7) und dürfte seine Mutter zu sich genommen haben.