Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 446† St. Stephani 1716
Beschreibung
Grabschrift der Dorothea Katharina Bonhorst, verheiratete Bötticher. Der Text gehört zu der auf Seite 26f. der Einleitung vorgestellten Gruppe von Grabschriften, deren inschriftliche Ausführung nicht bezeugt ist, aber nach den Überlieferungsumständen mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Für den Standort St. Stephani spricht, daß dort die Leichenpredigt gehalten worden ist1).
Inschrift nach Cm 63.
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SVB HOC TVMVLO CONQVIESCIT NOBILISSIMA MATRONA DOROTHEA CATHARINA BÖTTICHERIA QVAE ANNO MDCLXXVII DIE XXI APRIL(IS) CLAVSTHALII CLARO ARGENTIFODINIS OPPIDO PARENTIBVS NATA PROBIS ET HONORATIS HENRICO BONHORSTIO BRVNSV(ICENSI) AC LVNEB(VRGENSI) ELECTOR(ALI) SVPREMO REI MONETARIAE DIRECTORE ET HELENA MARGARETHA HATTORFIA MAIORVM SPLENDORE CLARA PROPRIIS ORNAMENTIS CLARIOR SINCERA IN DEVM PIETATE CARITATE IN MARITVM PROVIDA EDVCANDAE SOBOLIS CVRA BENEFICENTIA IN EGENOS HVMANITATE IN OMNES DIVTVRNIOREM LONGE VITAM PROMERITA VIVERE DESIIT HELMSTADII ANNO MDCCXVI DIE VII MARTII AD CAELESTES BEATASQVE TRANSLATA SEDES QVO E VII LIBERIS FILIOLAS BINAS PRAEMISERAT CONIVGI OPTIMAE HOC VIRTVTIS EIVS SVIQVE MOERORIS MONVMENTVM ANDREAS IVLIVS BÖTTICHER MED(ICINAE) D(OCTOR) ET PROF(ESSOR) PVB(LICVS) ORDINIS SVI SENIOR ARCHIAT(ER) GVELF(ICVS) CONTRA VOTA F(IERI) F(ECIT)
Übersetzung:
Unter diesem Hügel ruht die hochedle Frau Dorothea Katharina Bötticher, die im Jahre 1677 am 21. April in Clausthal, der wegen ihrer Silberminen berühmten Stadt, als Kind rechtschaffener und angesehener Eltern geboren worden ist. Es sind dies der Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgische Oberste Münzdirektor Heinrich Bonhorst und Helene Margarethe Hattorf. So ausgezeichnet durch den glänzenden Ruf ihrer Vorfahren, erstrahlte sie selbst noch heller dank ihrer eigenen Vorzüge, ihrer reinen Gottesverehrung, ihrer Liebe zum Gatten, ihres fürsorglichen Bemühens um die Erziehung der Kinder, ihrer Wohltätigkeit gegen die Armen, ihrer Menschlichkeit gegen alle. Sie, die ein weit längeres Leben verdient hätte, hörte auf zu leben in Helmstedt im Jahre 1716 am 7. März, entrückt zu den himmlischen und glückseligen Gefilden, wohin sie von sieben Kindern zwei Töchterchen vorausgeschickt hatte. Der besten Gattin ließ Andreas Julius Bötticher, Doktor der Medizin und öffentlicher Professor, seiner Fakultät Senior und welfischer Leibarzt, gegen all sein Wünschen dieses Denkmal ihrer Tugend und seines Schmerzes errichten.
Anmerkungen
- F. Weise, Bei den .. ableben Der .. Dorotheen Katharinen Bötticherin gebohrener Bonhorstin .. in der kirche zum heil. Stephano gehalten, Helmstedt o. J. (1716).
- Biographische Angaben nach J. G. Reinbeck, Bey der Beerdigung Des .. Andreae Julii Böttichers, o. O. und J. (1719). Vgl. auch Triebs, Medizinische Fakultät, S. 46.
- Wie Anm. 1.
Nachweise
- Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 63, Trauerschriften D. K. Bötticher, letzter Beitrag.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 446† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0044602.
Kommentar
Der das Grabdenkmal setzende Andreas Julius Bötticher (1672–1719) wirkte als Nachfolger Heinrich Meiboms d. J. (vgl. Nr. 355) seit 1701 als Professor der Medizin in Helmstedt2). Er war in erster Ehe seit 1703 mit der verstorbenen Dorothea Katharina Bonhorst verheiratet. Deren in der Inschrift mitgeteilte biographische Daten werden durch die ihr gewidmete Leichenpredigt bestätigt3). Ob und wie Andreas Julius Bötticher mit dem Helmstedter Professor der Rechte Johann Heinrich Bötticher (vgl. Nr. 333) verwandt ist, ließ sich nicht feststellen.