Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 438† St. Stephani 1711

Beschreibung

Grabschrift der Elisabeth Maria Konerding, verheiratete Engelbrecht. Der Text gehört zu der auf Seite 26f. der Einleitung vorgestellten Gruppe von Grabschriften, deren inschriftliche Ausführung nicht bezeugt ist, aber nach den Überlieferungsumständen mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Der Standort St. Stephani ergibt sich aus den Angaben der Leichenpredigt1). Die übrigen Gräber der Familie Engelbrecht befanden sich im nördlichen Teil des Friedhofes2).

Inschrift nach Cm 308.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) AETERNATVRAE3) MEMORIAE ELISABETHAE MARIAE ENGELBRECHTIAE NATAE CONERDINGIAE PIETATE INGENIO MORVM SVAVITATE OMNIQVE VIRTVTVM GENERE PRAESTANTISSIMAE FOEMINAE QVAE NOBILISSIMIS PARENTIBVS WOLFFENB(VTTELII) A(NNO) MDCLXXXV D(IE) I AVGVSTI PROGNATA IN PVERITIA ADOLESCENTIAE IN ADOLESCENTIA IVVENTVTIS IN IVVENTVTE SENECTVTIS VIRTVTIBVS4) EMINVIT EXOPTATISSIMAE MATRIS FAMILIAS EXEMPLAR MARITI DELICIVM SEXVS SVI ORNAMENTVM SECVNDO PARTV FELICITER LIBERATA CVM VIRES SVAS RECIPERET D(IE) VII SEPT(EMBRIS) A(NNO) MDCCXI INOPINATA AST PLACIDA ET BEATA MORTE IN CHRISTO OBDORMIVIT HEV FATA EGO SVM TIBI FVNERIS AVCTOR QVAE MEA CVLPA TAMEN NISI SI TENERRIME AMASSE CVLPA VOCARI POTEST GEORGIVS ENGELBRECHT J(URIS)C(ONSVLTVS) ET IN HAC ILLVSTRI JVLIA PROF(ESSOR) JVR(IS) P(VBLICVS) ET O(RDINARIVS) CVM MVLTIS LACRYMIS H(OC) M(ONVMENTVM) P(ONI) C(VRAVIT)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht und dem verewigenden Andenken an Elisabeth Maria Engelbrecht, geborene Konerding, eine Frau, höchst vortrefflich wegen ihrer Frömmigkeit, Begabung, ihres angenehmen Betragens und jeder Art von Tugend. Geboren in Wolfenbüttel im Jahre 1685 am 1. August in einem sehr vornehmen Elternhaus, war sie bereits als Kind so tüchtig wie ein junges Mädchen, als Mädchen zeichnete sie sich aus durch die Fertigkeiten einer jungen Frau und als junge Frau besaß sie die Reife des Alters. Muster einer sehnlichst erwünschten Familienmutter, Augapfel des Gatten, Zierde ihres Geschlechtes, entschlief sie, nachdem sie von ihrer zweiten Leibesfrucht glücklich entbunden war und sich bereits erholte, am 7. September im Jahre 1711 in einem unerwarteten, aber sanften und seligen Tod in Christus. Weh, (grausames) Schicksal, – ich bin dir Ursache des Todes. Was aber ist meine Schuld, wenn nicht zärtlichst geliebt zu haben Schuld genannt werden kann? Georg Engelbrecht, Rechtsgelehrter und an dieser berühmten Julia öffentlicher und ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft, ließ dieses Denkmal unter vielen Tränen setzen.

Kommentar

Die am 24. September 1709 geschlossene Ehe der Elisabeth Maria Konerding5) mit Georg Engelbrecht d. J. ist nicht die einzige, die die beiden alten und über die welfischen Fürstentümer hinaus bekannten Familien Konerding und Engelbrecht miteinander verband. So hatte auch der Vater von Elisabeth Maria, Georg Theodor Konerding, Oberamtmann in Wolfenbüttel und Sohn des Braunschweig-Lüneburgischen und Kurfürstlich Brandenburgischen Leibarztes Hermann Konerding, in zweiter Ehe die älteste Schwester des Ehemanns der Verstorbenen, Dorothea Elisabeth Engelbrecht, geheiratet6). Georg Engelbrecht d. J., Sohn des Juristen Georg Engelbrecht d. Ä. (vgl. Nr. 410) und der Margarethe Schrader (vgl. Nr. 268), selbst von 1704 bis 1714 Professor der Rechtswissenschaft in Helmstedt, verlor kurz nach dem Tode seiner Frau auch das in der Inschrift genannte neugeborene Kind, seine zweite Tochter Maria Luisa Justina (vgl. Nr. 440).

Anmerkungen

  1. F. Weise, Christliche Leich- und Gedächtnüs=Predigt .. als .. Elisabeth Maria Engelbrechten gebohrne Konerdingen .. beerdiget wurde, Helmstedt o. J.
  2. Vgl. Nr. 262, Anm. 1.
  3. Zu AETERNATVRAE vgl Nr. 325, Anm. 3.
  4. IN PVERITIA .. VIRTVTIBVS – die gleiche Formel auch in dem Entwurf zu Nr. 306, vgl. ebenda, Anm. 2.
  5. Lebensdaten bei Fr. Weise, wie Anm. 1.
  6. Vgl. F. Weise, Gedächtnis=Predigt welche .. bei .. Georg Engelbrechts .. Beerdigung .. gehalten worden, Helmstedt o. J. Zu weiteren Heiratsverbindungen der genannten Familien, auch zur Familie Schrader vgl. das Folgende sowie Nrr. 306, 307 und 439.

Nachweise

  1. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 308, Trauerschriften E. M. Engelbrecht, vorletzter Beitrag.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 438† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0043800.