Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 429† St. Stephani 1708
Beschreibung
Glocke. Bronze. Während des Ersten Weltkrieges enteignet und eingeschmolzen1). Sie hing im Turm „dem Papenberg zu“2), also nach Norden. Am Hals trug sie einen Akanthusstreifen3), am oberen Teil der Flanke Inschrift A in zwei Teilen untereinander, darunter in zwei Kolumnen nebeneinander Inschrift B. Inschrift C stand mittig unter den beiden Kolumnen, Inschrift D befand sich nach Querner „unten am Rand“, also wohl am Schlagring. Erhabene Buchstaben.
Inschriften nach Querner, Ms.
Maße: Dm.: 159 cm4).
Schriftart(en): Kapitalis (A–C).
- A
JESUS RUFT KOMMET HER ZU MIR ALLE DIE IHR MÜHSELIG UND BELADEN SEID ICH WILL EUCH ERQUICKEN5) // H(ERZOG) ANTHON ULRICH UNSER LIEBER LANDESHERR UND VATER
- B
FRIEDRICH WEISE D(OCTOR) P(ROFESSOR) P(UBLICUS) U(ND GEN(ERAL)SUPERINT(ENDENT) JOHANN HENNINGI ARCHIDIACON(US) BARTHOLDUS OTTO DIACONUS // DAN(IEL) FRANCKE PRAETOR ET CANON(ICUS) S(ANCTI) CYRIACI HENR(ICUS) DORGUTH CONSUL JUL(IUS) JOHANN HUNEFELD CONS(UL) PETRUS EDINC CONS(UL) U(ND) CAMER(ARIUS) JEREM(IAS) HEINR(ICH) LEISCHING CAM(ERARIUS) U(ND) K(IRCHEN)VORST(EHER) MELCHIOR HORNEMANN R(ATSHERR) U(ND) K(IRCHEN)VORST(EHER)
- C
A(NNO) O(RBIS) R(EDEMPTI) MDCCVIII
- D
Christian Ludwig Meier goss mich zu Braunschweig
Übersetzung:
Im Jahre seit der Erlösung der Welt 1708. (C)
Anmerkungen
- Pfeifer, Glocken Stephani.
- Querner 1, S. 22.
- Beschreibung nach Photo bei Kleinert, Stephanikirche, S. 25.
- Pfeifer, wie Anm. 1.
- Mt. 11,28.
- Vgl. dazu Pfeifer, Kirchenglocken, S. 68.
- Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 110.
- Schaper, Bürgerbuch 1, S. 287.
- Anders, nämlich 1711, Schaper, Bürgerbuch 1, S. 234.
- Schaper, Bürgerbuch 2, S. 470.
- Zu ihm Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 59ff.
Nachweise
- Querner 1, Typoskript, S. 22, Ms., S. 23.
- Corpus bonorum, Gemeindearchiv St. Stephani, o. Sign., S. 40f. (A, B, beide unvollständig).
- Pfeifer, Glocken Stephani.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 429† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0042908.
Kommentar
Mit Akanthusstreifen am Hals, Bibelspruch und Aufzählung der für die Glockenentstehung verantwortlichen Personen auf der Flanke verkörperte die Glocke einen im 18. Jahrhundert im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel bevorzugt hergestellten Glockentyp6).
Die Personen im einzelnen: Zu Friedrich Weise vgl. Nr. 452, zu Johannes Henninges vgl. Nr. 373. Heinrich Bartold Otto hatte von 1704 bis 1738 das Diakonat an St. Stephani inne7). Daniel Franke, von 1693 bis 1714 Gerichtsschultheiß in Helmstedt, war seit 1700 Kanoniker am Kollegiatstift St. Cyriacus in Braunschweig8). Zu Heinrich Dorguth vgl. Nr. 285, zu Johann Julius Hünefeld vgl. Nr. 400. Peter Eding amtierte, wie die Inschrift zeigt, seit mindestens 17089) als Bürgermeister. Zu Jeremias Heinrich Leischingk vgl. Nr. 373. Die Personalia des Schnurmachermeisters Melchior Hornemann bei Schaper10) lassen sich ergänzen um die Mitteilung der Inschrift, daß Hornemann auch Kirchenvorsteher an St. Stephani war.
Von dem Glockengießer Christian Ludwig Meier sind zwischen 1704 und 1723 neunundvierzig Glocken im Land Braunschweig nachweisbar11).