Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 421† St. Stephani 1707

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Eisenhart. Es befand sich nach Böhmer unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes, nebst einem weiteren Grabdenkmal der Familie Eisenhart in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Grabdenkmälern der mit Eisenhart verschwägerten Familie Titius1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) Siste gradum viator lege & luge Hic resurrectionem exspectat I(uris)C(onsultus) magni nominis et sacrae iustitiae egregius sacerdos vir magnif(icentissimus) nobiliss(imus) & consultissimus IOANNES EISENHART in illustri Iulia cod(icis) prof(essor) p(ublicus) o(rdinarius) meritiss(imus) facultatis suae senior et antec(essor) primar(ius) natus Erxleb(iae) in vet(ere) Marchia ann(o) MDCXLIII die XIIX Oct(obris) ex duobus felicissimis coniugiis X liberorum adhuc superstitum pater factus per XXXII annos munere sibi demandato maximo Iuliae emolumento & ornamento summa cum dexteritate functus est Tandem acerrimis calculi doloribus succubuit a(nno) MDCCVII die IX Maii aet(atis) LXIII mens(ium) 6 hebd(omadum) III d(iei) I Hoc pietatis & honoris monumentum patri optimo et quem meliorem optare nefas esset moestissimae viduae ceterorumque fratrum et sororum ac suo nomine absens scripsit adflictissimus eius filius natu maximus Io(annes) Burchardus Eisenhart Viennae in Austria d(ie) 5 Oct(obris) MDCCVII

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Halte deinen Schritt an, Wanderer, lies und trauere! Hier erwartet die Auferstehung ein Rechtsgelehrter mit großem Namen, ein vornehmer Priester der heiligen Justitia, ein hochherziger, hochedler und sehr kundiger Mann, Johannes Eisenhart, an der berühmten Julia hochverdienter öffentlicher ordentlicher Professor für den Codex, Senior und Erster Rechtslehrer seiner Fakultät. Geboren in Erxleben in der Altmark im Jahre 1643 am 18. Oktober, wurde er in zwei sehr glücklichen Ehen Vater von zehn noch lebenden Kindern. Zweiunddreißig Jahre lang hat er das ihm übertragene Amt zum größten Nutzen und Ruhm für die Julia mit höchster Umsicht ausgeübt. Endlich erlag er den ungeheuer heftigen Schmerzen eines Blasensteines im Jahre 1707 am 9. Mai im Alter von dreiundsechzig Jahren, sechs Monaten, drei Wochen und einem Tag. Dieses Denkmal der Liebe und Verehrung schrieb für den besten Vater, den noch besser sich zu wünschen Unrecht wäre, im Namen der tieftraurigen Witwe, der übrigen Brüder und Schwestern und im eigenen Namen in Abwesenheit sein tiefbetroffener ältester Sohn Johannes Burchard Eisenhart in Wien in Österreich am 5. Oktober 1707.

Kommentar

Johannes Eisenhart bietet mit der Beschränkung seiner akademischen Laufbahn und seiner übrigen Lebensaktivitäten auf die Universität Helmstedt eine für die dortigen Verhältnisse im 18. Jahrhundert nicht untypische Professorenbiographie. Geboren am 18. Oktober 1643 in Erxleben, Ohrekreis, als Sohn eines Pastors2), studierte er seit 1664 mit Unterbrechungen in Helmstedt, erwarb dort 1671 den philosophischen Magistergrad, 1675 den juristischen Doktortitel und begann im gleichen Jahr als außerordentlicher Professor juristische Vorlesungen abzuhalten. Ab diesem Zeitpunkt berechnet die Inschrift seine Amtszeit. Über die Lehrstühle für Geschichte und Poesie (Juli 1678), Ethik (Oktober 1678), Institutionen und Kriminalrecht (1688) und Pandekten (1696) erreichte er 1706 die oberste Professur für den Codex. Seine beiden Ehen schloß er mit Töchtern ehemaliger Helmstedter Professoren, 1677 mit Philippina Maria Christina Eyben (vgl. Nr. 295) und 1688 mit Catharina Maria Titius, Tochter des 1681 verstorbenen Professors der Theologie Gerhard Titius (vgl. Nr. 275). Das Ehepaar Eisenhart/Titius war Eigentümer der einander benachbarten Grundstücke Kybitzstraße 25 und 26. Nach einer erhaltenen Bauinschrift haben Eisenhart und seine Frau im Jahre 1695 hier Baumaßnahmen vorgenommen3). Die Grabschriften zweier frühverstorbener Kinder aus beiden Ehen sind bekannt (vgl. Nr. 258 und 314), ferner die eines ein Jahr nach dem Vater verstorbenen Sohnes aus zweiter Ehe (vgl. Nr. 427). Über seinen ältesten Sohn Johannes Burchard, der sich als Verfasser der Inschrift nennt, wurde Johannes Eisenhart Vorfahr zweier weiterer Helmstedter Professoren, des bekannten Deutschrechtlers Johann Friedrich Eisenhart (1720–1783)4) und des Juristen Ernst Ludwig August Eisenhart (1762–1808)5).

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 275, Anm. 1.
  2. Lebensdaten nach Programma in funere .. Johannis Eisenhart, Helmstedt o. J. Vgl. auch F. Weise, Bei Des .. Johann Eisenharts .. Beerdigung, Helmstedt o. J. (1707), Kundert, Katalog, S. 130 und Ahrens, Lehrkräfte, S. 69.
  3. Die Inschrift besteht aus isoliert stehenden Initialen und ist nach 1650 entstanden. Mit diesen Merkmalen ist sie von der Bearbeitung ausgeschlossen. Sie befindet sich auf einem der Form nach als Türsturz anzusehenden Stein, der jetzt als Blumenbeeteinfassung auf dem Hof des Grundstücks Kybitzstraße 25 dient. Sie lautet J(OHANN) · E(ISENHART) · D(OCTOR) · M · D · C · XCV · C(ATHARINA) · M(ARIA) · T(ITIUS) ·. Zu den Eigentumsverhältnissen von Kybitzstr. 25 und 26 vgl. Schaper, Häuserbuch 1,2, S. 146ff. Den Hinweis auf die Inschrift verdanke ich Frau I. Moshagen, Helmstedt.
  4. Zu ihm NDB 4, S. 414.
  5. Zu ihm Kundert, Katalog, S. 130.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 100.
  2. Koch bei Meier, Monumenta Julia.
  3. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 63, Trauerschriften J. Eisenhart, letzter Beitrag (wegen Papierverlustes nur fragmentarisch erhalten).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 421† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0042105.